Vier Tage arbeiten, dreiTage frei – bei vollem Gehalt: Diese Idee dürfte bei vielen Arbeitnehmern gut ankommen. Aber ist sie auch umsetzbar?
Das wollen die Uni Münster, die UnternehmensberatungIntraprenör und die Organisation 4 Day Week Global ineinem sechsmonatigen Experiment herausfinden. Ab heute können sich Unternehmen bewerben. 50 Firmen sollen es werden. Bewerbungsende ist am 30. November. Die Testphase ist zwischen Februar und August 2024 geplant. Danach werden die Ergebnisse ausgewertet.
Für die Vier-Tage-Woche gibt es verschiedene Konzepte. In diesem Fall soll das Modell 100-80-100 angewandt werden. Das heißt: 100 Prozent Bezahlung – 80 Prozent Arbeitszeit – 100 Prozent Produktivität. Die Organisatoren gehenalso davon aus, dass die Beschäftigten genau so viel leisten wie in fünf Tagen.
Die Unternehmen zahlen je nach Größe eine Teilnahmegebühr zwischen 500 und 15.000 Euro, bekommen im Gegenzug aber Schulungen, wie sie die Vier-Tage-Woche umsetzen können.
Umfrage ergibt großes Interesse der Arbeitnehmer
DieVier-Tage-Woche stößt nach einer aktuellen Umfrage auch bei den Erwerbstätigen in Deutschland auf große Sympathie. Voraussetzung ist allerdings, dass Lohn und Gehalt dadurch nicht sinken. Das ergab im Frühjahr eine repräsentative Umfrage der gewerkschaftsnahenHans-Böckler-Stiftung. An einer Reduzierung der Arbeitszeit bei sinkendem Entgelt ist das Interesse der Beschäftigten dagegen eher gering.
Für die repräsentative Umfrage waren mehr als 2500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt worden. Knapp 73 Prozent der Befragten gaben dabei an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen. Acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit auch reduzieren, wenn dadurch das Entgelt geringer ausfiele. 17 Prozent der Befragten lehnten eineVier-Tage-Woche ab. Zwei Prozent gaben an, bereits nur nochvierTagezu arbeiten.
Die Befragten, die sich eineVier-Tage-Woche wünschten, nannten als Gründe fast ausnahmslos, mehr Zeit für sich selbst und für ihre Familie haben zu wollen. Drei vonviergaben aber auch an, die eigene Arbeitsbelastung reduzieren zu wollen.
Wer eineVier-Tage-Woche grundsätzlich ablehnte, begründete das sehr damit, Spaß an der Arbeit zu haben. Oft spielte aber auch das Gefühl eine Rolle, dass sich an den Arbeitsabläufen nichts ändern würde oder die Arbeit in kürzerer Zeit nicht zu schaffen wäre. Immerhin die Hälfte begründete die Ablehnung damit, sich einen solchen Schritt finanziell nicht leisten zu können. Ein Drittel befürchtete, bei einem Beharren auf derVier-Tage-Woche beruflich nicht voranzukommen.