Bei einem schweren Unglück in einem russischen Kohlebergwerk sind im Westen Sibiriens mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Zudem starben mindestens drei Rettungskräfte, wie der Gouverneur des Gebiets Kemerowo, Sergej Ziwiljow, am Donnerstag mitteilte. In der Grube seien noch immer 35 Arbeiter, zu denen der Kontakt fehle. Wegen Explosionsgefahr wurden die Rettungsarbeiten vorübergehend unterbrochen. Zudem brach nach Angaben des Zivilschutzministeriums der Kontakt zu mehreren Rettungskräften ab.
Insgesamt wurden 239 Arbeiter aus dem Schacht «Listwjaschnaja» im Kusnezker Kohlebecken (Kusbass) gerettet, mehr als 49 von ihnen mussten in Krankenhäusern behandelt werden, wie der Gouverneur mitteilte. In dem Bergwerk hatte sich am Morgen aus zunächst unbekannter Ursache eine Explosion ereignet. Ziwiljow setzte eine dreitägige Trauer in der Region an - von diesem Freitag bis Sonntag.
Der Zustand der Bergarbeiter im Schacht war zunächst unklar. Die Grubengänge seien stark mit Rauch gefüllt, hieß es. Die Arbeiter könnten sich nicht selbst retten. Das teilte Gouverneur Ziwiljow nach einer Videokonferenz mit dem russischen Zivilschutzminister Alexander Tschuprijan mit. Auch der Minister reiste in die Region.
Nach Angaben der Ermittler wurden der 47-jährige Bergwerksdirektor, sein Stellvertreter und ein Abteilungsleiter festgenommen. Sie müssten sich wegen Verletzung von Arbeitsvorschriften verantworten.
Ziwiljow besuchte amAbend Verletzte imKrankenhaus und traf sich nach eigenen Angaben mit Familienangehörigen der Bergleute.
Die Explosion soll sich in 250 Metern Tiefe ereignet haben. Russlands Präsident Wladimir Putin drückte den Angehörigen der Opfer der «Tragödie» sein Beileid aus und ordnete an, den Hinterbliebenen und Überlebenden zu helfen. «Die Lage wird leider nicht leichter. Es gibt auch eine Gefahr für das Leben der Rettungskräfte», sagte Putin. «Wir hoffen, dass es gelingt, so viele Menschen wie möglich zu retten.»
Die Arbeit im Kohlebergbau in Russland gilt als lebensgefährlich. Wegen Verstößen gegen elementare Sicherheitsvorschriften kommt es dort immer wieder zu schweren Unglücken. Oft explodiert etwa Methangas. Das leicht entzündliche Grubengas wird durch die Arbeiten im Bergbau freigesetzt und sammelt sich bei schlechter Belüftung in den Schächten und Strecken an.