Arbeitsmarktexperten rechnen angesichts der Folgen der Corona-Pandemie mit mehr Erwerbslosen und Kurzarbeitern in Sachsen-Anhalt. «Wir müssen davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Wochen steigen wird und dass auch mehr Menschen Leistungen der Grundsicherung beantragen», erklärte Markus Behrens, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag, 31. März 2020 in Halle. Dazu gehören Menschen, die zum Leben auf Hartz IV angewiesen sind.
Vor Beginn der Krise sei die Erwerbslosigkeit angesichts der saisonal üblichen Frühjahrsbelebung in Sachsen-Anhalt noch gesunken. Die Arbeitslosenquote lag im März bei 7,1 Prozent nach 7,4 Prozent im Februar und 7,6 Prozent im Vorjahr. Mitte März waren den Angaben nach rund 79 800 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 3800 weniger als im Februar und 6300 weniger als im Vorjahr.
Wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte, waren bis Mitte März rund 2,335 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job. Das waren 60 000 weniger als im Februar, aber 34 000 mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sank im März auf 5,1 Prozent (Februar: 5,3 Prozent). Mit den Einschränkungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie werden die Arbeitsagenturen den Angaben nach von einer Flut von Anträgen auf Kurzarbeitergeld überhäuft.
Etwa jedes fünfte Unternehmen habe dies in Sachsen-Anhalt beantragt. Rund 9700 Anzeigen gingen dafür im März bei den Agenturen ein. Das seien zweieinhalb Mal so viele wie zur Finanzkrise 2009 gewesen. Zum Vergleich: 2019 wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt 280 Anzeigen auf Kurzarbeitergeld gestellt. Besonders betroffen von den Auswirkungen der Corona-Krise seien derzeit der Einzel- und Kraftfahrzeughandel, die Hotellerie, Gastronomie und teils die Bauinstallation.
Arbeitnehmer erhalten nach den Regelungen in Deutschland bei Kurzarbeit von der Arbeitsagentur bis zu 60 Prozent des entgangenen Nettolohns, wenn sie Kinder haben bis zu 67 Prozent. Wie viele Sachsen-Anhalter konkret in Kurzarbeit sind, ist derzeit noch unklar. Eine Kurzarbeitsanzeige könne nur wenige, aber auch hunderte Arbeitnehmer und mehr betreffen.
Es werde nicht allen Unternehmen gelingen, den Einbruch durch die Corona-Krise zu kompensieren, sagte Behrens. Allerdings würden im Lebensmittelhandel und in der Landwirtschaft derzeit Mitarbeiter gesucht. Hintergrund ist, dass wegen Grenzschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zum Beispiel Erntehelfer aus Osteuropa fehlen, Mitarbeiter in Supermärkten wegen der Versorgung der Bevölkerung - und Hamsterkäufen - unter enormen Druck stehen.
Das gesellschaftliche Leben und die Wirtschaft wurden in der zweiten Märzhälfte durch die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung und des Landes heruntergefahren. Die Folgen der Pandemie werden den Angaben nach erst im April in der Statistik zum Arbeitsmarkt erkennbar sein. Je länger die Krise andauert, desto stärker werden laut Behrens die Auswirkungen sein. Die bisherigen Daten zum Arbeitsmarkt wurden bis zum Stichtag 12. März erhoben.