Ob vor Bahnhöfen oder an Geländern: Schrottfahrräder sind für viele Kommunen ein Problem. Der Umgang mit ihnen ist allerdings klar geregelt.
Platte Reifen, abmontierte Lenker und in der Felge eine Acht: Verwaiste Fahrräder gehören zum Bild vieler Städte in Sachsen-Anhalt. Vor allem an Bahnhöfen und Fahrradständern in den Zentren sammeln sich die Schrotträder, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Von den Besitzern fehlt meist jede Spur. Um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen, müssen die Räder regelmäßig entfernt werden. Einige landen danach direkt auf dem Schrottplatz, anderen wird ein zweites Leben geschenkt.
In der Landeshauptstadt Magdeburg wurden im vergangenen Jahr 144 stehengelassene Räder gefunden. Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra teilt sie in drei Kategorien ein: Zur ersten gehörten Schrotträder, an denen wichtige Teile wie Sattel, Bremsen oder Reifen fehlen. Oft hafte an ihnen Vogelkot und sie hätten schon Rost angesetzt. Etwa die Hälfte von ihnen stehe meist an Haltestellen und vor Bahnhöfen. «Sie werden unverzüglich oder nach kurzer Beobachtungszeit nach dem Feststellen vom Ort des Auffindens entfernt und der fachgerechten Entsorgung zugeführt,» berichtet Kinszorra.
Zur zweiten Kategorie zählen der Sprecherin zufolge Räder, die längere Zeit verwaist, aber sonst intakt sind. Sie machten den Großteil der im vergangenen Jahr in Magdeburg gefundenen Exemplare aus und würden mit einer Banderole versehen, so dass die Mitarbeiter der Ordnungsämter sie im Blick hätten. Schließlich gebe es noch Fahrräder, die dort angeschlossen sind, wo es verboten ist. Sie müssten direkt - zur Sicherheit - entfernt werden.
«Je nach Gesamtzustand werden die Fahrräder der ordentlichen Entsorgung zugeführt oder dem Fundbüro zur Versteigerung zugeleitet», erklärt Dessau-Roßlaus Stadtsprecher Carsten Sauer. Die abwesenden Besitzer würden zuvor mit einem roten Zettel am Rad aufgefordert, es innerhalb von vier Wochen abzuholen. Im vergangenen Jahr kamen etliche Angesprochene dem nicht nach, woraufhin die Stadt 73 Fahrräder sicherstellte. Ein bis zwei Mal im Jahr werden in Dessau-Roßlau die fahrtüchtigen Räder versteigert und bleiben damit in Gebrauch.
In kleineren Städten ist das Problem der «Fahrradleichen» anscheinend nicht so akut. «Die Stadt Weißenfels hat keine sogenannten «Schrotträder», nur Fundfahrräder», sagt eine Stadtsprecherin. Falls die Polizei herrenlose Räder findet, melde sie dies dem Ordnungsamt. Mitarbeiter der Behörde holten sie dann nach einiger Zeit ab, warteten eine Weile auf die Besitzer und versteigerten sie notfalls. Bislang habe noch nie ein Fahrrad verschrottet werden müssen.