US Wahlen 2016

Die Wahl in den USA ist entschieden. Der neue Präsident heißt Donald Trump!

Die aktuellsten Infos findet Ihr im dpa-Liveticker. Weiter unten rollen wir nochmals auf, was die beiden Präsidentschaftskandiaten ausmachen und welche Auswirkungen die Wahl für Deutschland hat.

Clinton könnte Geschichte schreiben und am 8. November die erste Präsidentin der USA werden. Doch sicher ist ihr der Sieg nicht, auch wenn er jüngsten Umfragen zufolge wieder wahrscheinlicher geworden ist.

Clinton war First Lady, Senatorin und Außenministerin. Sie steht seit fast 25 Jahren im Licht der Öffentlichkeit. Längst hat jeder eine Meinung zu ihr – vielleicht ist das ihr größtes Problem.

Die 68-Jährige bietet eine endlose Projektionsfläche negativer Eigenschaften: korrupt, hinterhältig, betrügerisch. Bei Mitstreitern gilt sie als ein wenig arrogant. Ehemalige Mitarbeiter aus dem Außenministerium beschreiben sie als herrisch, in ihrem Arbeitseifer und Perfektionsdrang soll sie manchmal auch ungerecht und beratungsresistent sein.

Unter der Herrschaft des Vaters

Hillary Diane Rodham wurde am 26. Oktober 1947 in Chicago geboren. Ihr Vater Hugh Rodham war Textilunternehmer und Republikaner. Er soll in der Familie wie ein Militärausbilder geherrscht haben. Ihre Mutter Dorothy hatte eine schwere Kindheit, arbeitete früh und bläute ihren Kindern später ein, viel zu lernen. Sie war eine intelligente Frau, die Bücher verschlang.

Die Lebensgeschichte ihrer Mutter erzählt Clinton in Reden immer wieder. Sie zeichnet dann das Bild einer hart arbeitenden Frau, warmherzig und liebevoll.

Ihren Vater erwähnte sie lange nicht öffentlich. Das änderte sich erst in diesem Sommer, als sie vor Menschenmengen in Michigan oder Iowa plötzlich seine Tugenden als Unternehmer pries. Er wurde zur Personifikation der amerikanischen Mittelschicht stilisiert: der ehrliche, hart arbeitende Geschäftsmann – das genaue Gegenteil des scheinbar windigen Unternehmers Donald Trump.

Ob Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten werden kann, ist mehr als ungewiss. Dennoch: Der 70 Jahre alte Mann mit der besonderen Frisur und der eigenwilligen Sprache hat den Wahlkampf 2016 in den USA geprägt.

Kein anderer Politiker wurde so zum Zankapfel, niemand anders so oft parodiert. Donald Trump bestieg den Wahlkampfzug mit dem Versprechen, es anders zu machen als alle anderen, der Anti-Politiker zu sein. Donald Trump hielt Wort.

Auch wenn Hillary Clinton Präsidentin werden sollte: Es war der Wahlkampf von „The Donald“. Er pöbelte und beschwerte sich, er log und tönte, er teilte aus und verteidigte sich. Er ging immer aufs Ganze, gab alles, machte keine halben Sachen – seine Anhänger lieben ihn dafür, andere fassen sich an den Kopf. Trump will eine Mauer nach Mexiko bauen, gibt einmal den Rechtsaußen, dann wieder den Liberalen.

Eifert dem Vater nach

Donald Trump war schon als Kind nicht einfach. 1946 im New Yorker Stadtteil Queens geboren, schickten ihn Vater Frederick, ein Bauunternehmer, und Mama Marie mit 13 aufs Internat.

Donald, dessen Großvater aus Deutschland in die USA gegangen war, nutzte die Chance zur Besserung, wurde ein guter Sportler und Schüler, machte seine Abschlüsse als Betriebswirt und folgte schließlich dem Vater ins Immobilienmetier. Später verdiente er Geld auch mit Misswahlen und Spielcasinos.

Trump und das liebe Geld

Trumps Erfolge als Unternehmer sind umstritten. Kritiker behaupten, wenn er sein Erbe auf die Bank gelegt hätte, wäre er heute reicher. Forbes schätzt ihn auf ein Vermögen von vier Milliarden Dollar, er selbst spricht von zehn Milliarden.

All das ist Spekulation, weil Trump sich nicht in die Karten gucken lässt – ein weiterer Bruch mit der Politiker-Tradition. Alle Präsidentschaftskandidaten veröffentlichen ihre Steuererklärung – Trump nicht. Dafür tönt er, mit einem Verlust von fast einer Milliarde viele Millionen Steuern gespart zu haben.

Ausländerhetze und Sexismus

Das wiederum ist typisch für Trump. Er tut Dinge, die als unanständig empfunden werden. Er hetzt gegen Ausländer, äfft Behinderte nach, sagt Dinge über Frauen, die skandalös sind. Was anderen politisch das Genick bräche, hilft ihm. „Ich könnte jemanden auf der Straße erschießen und würde trotzdem keinen einzigen Wähler verlieren“, sagte er einmal.

Sein Biograf Michael D'Antonio sagt über Trump: „Mir ist nie ein Mensch begegnet, der so gleichbleibend arrogant ist.“ Trump rede ständig über drei Dinge: sein gutes Aussehen, seine Intelligenz und über seinen Erfolg, sagte der Autor im ZDF. D'Antonio stellte US-Medien Tonbänder von Gesprächen mit Trump zur Verfügung. Sie zeigen: Er kann nicht verlieren. „Ich mag es nicht, mich selbst zu reflektieren, weil es sein könnte, dass mir nicht gefällt, was ich dann sehe.“

Wenn Deutschland wählen dürfte, wäre die Sache klar: Am Sieg von Hillary Clinton gäbe es keine Zweifel. Die Sorge vor Donald Trump ist groß, auch in der Regierung. Aber egal wie: Manche meinen, dass man sich bald schon nach Barack Obama zurücksehnen wird.

Die Nacht zum 9. November wird in diesem Jahr für Viele in Berlin zur langen Nacht. An den verschiedensten Orten der Hauptstadt - Unter den Linden, im Botschaftsviertel am Tiergarten, sogar in einigen Privatclubs - werden in der Nacht der Entscheidung in den USA große Wahlpartys gefeiert. Bis am Mittwoch irgendwann in der Früh feststehen wird, ob die Vereinigten Staaten künftig von Hillary Clinton regiert werden oder tatsächlich von Donald Trump. Wird es Trump, sind die Feiern wohl sofort vorbei.

Deutschland - die offizielle Politik wie der Großteil der Bevölkerung - ist sich einig wie selten darin, dass die ehemalige First Lady und Außenministerin die klar bessere Wahl wäre. Nach der neuesten Umfrage für die ARD-«Tagesthemen» meinen 77 Prozent der Bundesbürger, dass sich unter Trump das Verhältnis zu den USA verschlechtern würde. Bei einem Wahlsieg Clintons fürchten das nur fünf Prozent.

Angela Merkel hat sich - im Unterschied zu vielen anderen, ihrem Außenminister zum Beispiel - nie so klar geäußert. Aber wem die Kanzlerin den Vorzug gäbe, liegt auf der Hand. Clinton und sie kennen sich seit mehr als 20 Jahren. Sie schätzen einander. Nicht nur äußerlich ähneln sie sich. Beide haben eine eher ruhige und nüchterne Art, Politik zu machen. Zudem hat man in Berlin nach acht Jahren unter Barack Obama zu den Demokraten beste Kontakte.

Dagegen gibt es zum Lager des republikanischen Kandidaten so gut wie keine Drähte. Die Versuche, Zugang zu finden, brachten minimalen Erfolg. Merkel und Trump haben sich auch noch nie gesehen. Um Vertrauen aufzubauen, bräuchte es viel Zeit. Und man darf davon ausgehen, dass der Multimillionär mit seinem Wahlkampf - laut, frauenfeindlich, hetzerisch - keinesfalls beeindruckt, sondern eher abgestoßen hat. Was Trump zur Flüchtlingspolititik sagte, zum Pariser Klimavertrag, zur Nato, fand man in Berlin gar nicht gut.

Angst hätte Merkel dennoch nicht, heißt es in Regierungskreisen. Sie bleibe bei ihrer Linie, erst dann zu urteilen, wenn es so weit sei. Entscheidend sei, wie sich ein Präsident Trump tatsächlich verhalten würde. Ohne die USA mag sich Merkel die Weltordnung nicht vorstellen. Für sie sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Partner. Immer wenn sich Washington zurückhalte, drohe dem Westen eine Schwächung.

Allerdings ist keineswegs ausgemacht, dass es unter einer Präsidentin Clinton besser würde. Viele Experten erwarten, dass die Ansprüche aus Washington an Europa - und damit in erster Linie an Deutschland - unter ihr steigen würden. Im Vergleich zu Obama gilt sie als Verfechterin einer härteren, machtbewussteren, wieder interventionistischeren Linie. Das Verhältnis des Westens zu Russland könnte sich noch mehr verschlechtern.

«Der Tag, dass wir uns nach Obama zurücksehnen, wird möglicherweise nicht sehr lange auf sich warten lassen», heißt es in der Bundesregierung. Die Hoffnung, dass sich in den aktuellen Krisen - von Ukraine bis Syrien - etwas zum Besseren bewegt, ist dort aktuell nicht gerade groß. «2016 war schon ein richtig schlechtes Jahr, aber 2017 könnte noch viel schlimmer werden.» Und dann ist im Herbst ja auch noch Bundestagswahl, was die Gemengelage keineswegs einfacher macht.

So könnte es beim Obamas Abschiedsbesuch Mitte November durchaus ein wenig sentimental werden. Die Nachfolgerin - oder der Nachfolger - wird dann spätestens Mitte 2017 in Deutschland erwartet. Im Juli findet in Hamburg das Gipfeltreffen der 20 großen Industrie- und Schwellenländer (G20) statt. Wenn Clinton gewinnt, dürfte sich Merkel aber zuvor schon auf den Weg nach Washington machen. Wird es Trump, sieht die Sache anders aus.

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