Bus Vierjahreszeiten

Unterwegs mit dem Bus Vierjahreszeiten in Halle

Der Bus Vierjahreszeiten ist kein klassischer Kältebus. Er kümmert sich das ganze Jahr über um die Bedürftigsten in Halle. Dreimal in der Woche fährt er mehrere Stationen in der ganzen Stadt ab und verteilt dort heiße Getränke und deftige Suppen. Auch Hygieneartikel und Kleidung gibt es, vor allem für die Besucher ohne Dach über dem Kopf. Möglich ist das alles durch eine private Initiative von David Strübing und seiner Familie, sowie ihrer vielen ehrenamtlichen Helfer.

Kurz nach 16 Uhr geht es los, der erste Halt ist der hallesche Busbahnhof. Der Bus parkt ein, die zwei Tische werden auf den Bürgersteig gerollt. Hungrige Gesichter stellen sich an, holen sich Kaffee oder Tee und eine heiße Kohlsuppe ab. „Hast du dir was mitgenommen?“, ruft David Strübing mit liebevoller Strenge einem Mann hinterher. Der schüttelt den Kopf. „Los, hol dir noch Schnitten und Obst. Dafür ist es da.“

„Vielen Dank“, sagt eine Frau und wirft ein Lächeln in den Bus, bevor sie geht. Schnell die Tische desinfiziert und wieder in den Bus geräumt, die nächste Station wartet schon.

Am Steintor stehen heute nur wenige Personen, schnell haben sie ihre Suppe aufgegessen. Davids Schwager bringt Brot vorbei, das in seinem Geschäft übriggeblieben ist.

Weiter geht die Fahrt - nächster Halt: Halle-Neustadt.

Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern lächelt dem Bus entgegen, jedes bekommt einen Becher Früchtetee und darf einmal in die Süßigkeitenkiste greifen. Dazu gibt es eine Mandarine, Vitamine müssen auch sein. „Was sagt man da?“

Auf Bitte und Danke wird am Bus Vierjahreszeiten viel Wert gelegt.

Am Hallmarkt warten schon deutlich mehr Menschen. Unter ihnen einige Obdachlose. Es ist ein eigenartiges Bild vor der strahlenden Kulisse des Weihnachtsmarktes.

Einer von ihnen zeigt stolz: Die neuen Schuhe, die er vom Bus bekommen hat, passen. Es war nicht leicht, Winterschuhe in Größe 50 zu finden.

Er schläft auf einer Parkbank, bei Temperaturen deutlich unter null Grad. Nachdem er eine Gefängnisstrafe abgesessen hat, fand er keine Wohnung. Der Vorschlag des verantwortlichen Sozialarbeiters: ein Hotelzimmer, erzählt er.

An einem anderen Tisch wird es laut. Aus dem Bus schallt eine kurze Ermahnung, daraufhin beruhigt sich die Stimmung schnell wieder.

Es gibt klare Regeln: keine Aggression und kein Alkohol oder andere Drogen am Bus.

In der Regel funktioniert das, erzählt David. Die Gäste und Weltenbummler haben Respekt vor dem Team, die Dankbarkeit ist spürbar.

Nachdem noch ein paar Bestellungen vermerkt wurden – Wärmesohlen und warme Pullover – wird wieder zusammengepackt und es geht weiter nach Heide-Nord.

Die Station ist erst vor wenigen Monaten neu dazugekommen. Bis sich eine Anlaufstelle etabliert, kann es dauern. Bedürftige müssen oft erst Vertrauen fassen, bis sie sich trauen, um Hilfe zu bitten.

Eine Frau fragt nach einem Kaffee. Der Mann hinter ihr ergänzt: „Mit Milch bitte! Ich weiß doch, wie meine Frau ihren Kaffee trinkt“. Das Paar hat ein Dach über dem Kopf, aber ist dennoch dankbar für etwas Warmes zu essen.

Ein Rest Suppe ist noch da, deshalb beschließt das Team, zum Abschluss noch einmal am Haus der Wohnhilfe anzuhalten.

Hier und in der anliegenden Notunterkunft kommen Menschen ohne Obdach unter. In diese dürfen allerdings keine Lebensmittel mitgenommen werden, deshalb freuen sie sich, vor dem Schlafengehen noch einen Teller Suppe zu bekommen.

Ein junger Mann erzählt, er lebt seit 8 Wochen hier. Nach dem Unfalltod seiner Familie ist er abgerutscht. Er ist am Tiefpunkt seines Lebens, sagt er. Doch er ist voller Hoffnung, dass es wieder bergauf geht.

Es sind solche Geschichten, die eine Fahrt mit dem Bus Vierjahreszeiten zu einer emotionalen Achterbahnfahrt machen.

Nach etwas mehr als fünf Stunden ist die Tour geschafft. Das Team ist müde, aber zufrieden.

Was am eindrücklichsten bleibt, ist Dankbarkeit für das, was selbstverständlich scheint.

Wie ein warmes Zuhause, um abends die kalten Füße zu wärmen.

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