Um Sachsen-Anhalts Feldhamster steht es schlecht

Einstiger Schädling genauso vom Aussterben bedroht wie Orang-Utans

Er ist etwa 35 Zentimeter lang, wird bis zu 600 Gramm schwer und galt vor wenigen Jahrzehnten noch als Schädling: der Feldhamster. Mittlerweile steht es um kaum eine andere Art so schlecht. «Es ist eins vor zwölf», sagt Ralf Meyer. Er setzt sich als Landesvorsitzender der Umweltschutzorganisation BUND in Sachsen-Anhalt für den Erhalt bedrohter Arten ein. Um den Feldhamster steht es nicht nur in Sachsen-Anhalt besonders schlecht. «Es ist die einzige Art im Land, die weltweit vom Aussterben bedroht ist», sagte Meyer. Damit sei der Feldhamster ähnlich gefährdet wie zum Beispiel Orang-Utans.

Dabei galt das Tier noch vor wenigen Jahrzehnten als Schädling. In den 1970ern seien Prämien für die Felle der Tiere gezahlt worden. Dann änderte sich zunächst die landwirtschaftliche Nutzung, es wurde mehr gebaut und damit auch natürlicher Lebensraum der Feldhamster zerstört. Auch der Klimawandel und die Trockenheit der vergangenen Jahre trugen laut Meyer ihren Teil dazu bei, dass mittlerweile kaum noch Feldhamster im Land zu finden sind.

Wie viele es momentan in etwa in Sachsen-Anhalt gibt, ist laut Landesamt für Umweltschutz (LAU) nicht zu sagen. Als ursprüngliche Steppenbewohner leben sie in Ackerlandschaften wie Schwarzerdeböden. Hauptvorkommen lägen in der Magdeburger Börde und im Nordharzvorland, im Raum Sangerhausen sowie im Köthener und Halleschen Ackerland und im Raum Weißenfels, teilte eine Sprecherin mit. «Auf etlichen Rasterfeldern im Süden Sachsen-Anhalts konnten in den letzten zwei Jahren trotz gezielter Suche keine Hamster festgestellt werden.» Auch die Deutsche Wildtierstiftung kann keine Populationsgröße für Deutschland nennen.

Insgesamt stehen auf der aktuellen Roten Liste für Sachsen-Anhalt 7666 Tier-, Pflanzen-, Pilz- und Algenarten, die als unterschiedlich stark gefährdet gelten. Von gut 11 100 bewerteten Tierarten seien 39 Prozent als gefährdet eingestuft worden, so das LAU. 11 Prozent seien vom Aussterben bedroht, zu ihnen zähle der Feldhamster.

Um das zu verhindern, müsse dringend gehandelt werden, sagte Meyer vom BUND. Seiner Ansicht nach sollte die Landesregierung in Zusammenarbeit mit Umweltschutzverbänden und Landwirten ein umfangreiches Hamsterschutzprogramm auflegen. Einige Landwirte seien bereits um den Schutz bemüht, ließen beispielsweise auf ihren Feldern Nahrungsstreifen stehen, damit sich die verbliebenen Tiere weiter versorgen können. Entscheidend sei zudem, Lebensraum zu erhalten und Artenschutzgebiete zu benennen. Darin sehe er eine Chance, den geringen Feldhamsterbestand zu stabilieren.

In anderen Bundesländern wie beispielsweise Brandenburg gilt die Art schon als ausgestorben, sagte Meyer. Dort sei es bereits fünf nach zwölf.

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