Nach dem chaotischen ersten TV-Duell von Donald Trump und Joe Biden blickten die USA und die Welt mit Spannung auf das zweite Duell zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten.
Dieses lief dann wesentlich gesitteter ab, auch wenn die Geduld Trumps nach ca. einer Stunde anfing, etwas zu bröckeln und er sich einige Male nicht im Redefluss unterbrechen ließ.
Im Großen und Ganzen ließen sich die Kandidaten weitestgehend ausreden und folgten den Fragen der Moderatorin Kristen Welker.
Zentrale Themen der Debatte waren der Kampf gegen die Corona-Krise, Hilfen für Unternehmen und Verbraucher, die Gesundheitsversorgung der Amerikaner, Rassismus sowie die Energiepolitik.
Deutliche Meinungsverschiedenheiten über Corona-Krise
Deutlich in der Debatte wurden die unterschiedlichen Ansätze zum Weg aus der Corona-Krise. Trump, der sich selbst infiziert hatte und erkrankt war, betonte auch vor dem Hintergrund wieder steigender Fallzahlen, dass er auf keinen Fall weitere Lockdowns wolle. "Die Medizin darf nicht schlimmer als das Problem selbst sein", sagte der Präsident. Amerika lerne, mit dem Virus zu leben, sagte er.
Das löste eine scharfe Reaktion von Joe Biden aus: "Die Leute lernen, damit zu sterben." Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise, entgegnete Trump: "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierher gekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld." Bisher starben über 222.000 Amerikaner nach einer Coronavirus-Infektion.
Präsident Trump versuchte immer wieder, die Glaubwürdigkeit seines demokratischen Herausforderers zu untergraben. Trump schoss sich auf Vorwürfe ein, dass Bidens Sohn Hunter zweifelhafte Geschäft in der Ukraine gemacht habe und das Biden, damals Vizepräsident, angeblich davon profitiert habe. "Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen", konterte Biden.
Was eine Energiewende angeht, wagte sich Biden diesmal deutlich weiter als zuvor aus der Deckung. Die Ölindustrie würde mit ihm als Präsidenten keine Subventionen aus Washington mehr bekommen. Auch wolle er die Wirtschaft vom Öl schrittweise auf erneuerbare Energien umstellen.
"Das ist eine große Aussage", rief Trump aus. In seinen Augen würde Biden die amerikanische Ölindustrie zerstören und damit viele Jobs vernichten. Er versucht, damit unter anderem in den Bundesstaaten zu punkten, in denen die Ölbranche viele Arbeitsplätze stellt. Biden versprach, die Umstellung werde "Millionen neue Jobs" schaffen.
Nahc dem TV-Duell sahen in einer Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN 53 Prozent der Zuschauer Biden vorn, für 39 Prozent war Trump der Sieger. Allerdings ist schwer abzuschätzen, wie stark die Debatte Unentschiedene noch beeinflusst. Fast 50 Millionen Amerikaner haben bereits per Brief abgestimmt, viele Wähler dürften sich schon festgelegt haben, wem sie am 3. November ihre Stimme geben.