Morgen, am 25.12., könnt Ihr die Weihnachtsansprache vom Bundespräsidenten kurz nach 19 Uhr im ZDF und eine Stunde später in der ARD sehen. Es ist die 50. Weihnachtsansprache in der Geschichte der Bundesrepublik.
Vor 50 Jahren hielt zum ersten Mal derBundespräsidentdie Weihnachtsansprache am 25. Dezemberund der Regierungschef seine Ansprache zum Jahreswechsel. Von 1949 bis 1969 war es genau umgekehrt gewesen. Der Bundeskanzler redete zum Fest und der Bundespräsident an Silvester. 1970 einigten sich Präsident Heinemann und Kanzler Willy Brandt darauf, die Termine zu tauschen.
Dass das Staatsoberhaupt zum Weihnachtsfest redet und nicht der Regierungschef, passt auch besser ins internationale Bild. In vielen Ländern reden zu Weihnachten Könige zum Volk, am berühmtesten ist die Ansprache der Queen. Die Tradition der Royal Christmas Message begann in Großbritannien 1932 mit einer Rundfunksendung von König Georg V., dem Opa von Elizabeth II. (94).
Die erste Weihnachtsansprache gab es in Deutschland schon 1923.Damals dankte Reichskanzler Wilhelm Marx von der katholischen Zentrumspartei dem Ausland für die Unterstützung der Notleidenden. Nach dem Ersten Weltkrieg war die deutsche Wirtschaft noch immer am Boden und die Hyper-Inflation machte der Republik zu schaffen.
Bis heute laufen fast alle Weihnachtsansprachen gleich ab. Kritikern gelten sie als ein Festival der Floskeln. Dennoch haben sie alle ihren eigenen Schwerpunkt. Zunächst blickt das Staatsoberhaupt auf die letzten zwölf Monate. Dann werden einige Schwierigkeiten erwähnt. Am Ende folgt ein Appell, meist mit Bezug zum christlichen Fest.
In der ersten präsidialen Weihnachtsansprache der Bundesrepublik, sprach Gustav Heinemann über die staatliche Trennung, darüber, dass viele Bürger in Gedanken bei den Menschen "jenseits von Elbe und Werra" seien. Heinemann plädierte außerdem für mehr Rücksicht gegenüber Behinderten und kam schließlich auf die harten politischen Auseinandersetzungen des Jahres 1970 zu sprechen.
Die Teilung Deutschlands warjahrzehntelang Thema in den Ansprachen."Warum spreche ich am Weihnachtstag zu Ihnen?", fragte Walter Scheel 1975. "An diesem Tage kommen getrennte Familien zusammen. Auch in unserem geteilten Deutschland. Viele unserer Bürger fahren in die DDR, manche Bürger der DDR kommen zu uns. Weihnachten vereinigt das Getrennte."
Beim ersten Fest nach der Wiedervereinigung 1990, freute sich Richard von Weizsäcker, dass die "Zwangsordnung des Kalten Krieges" überwunden sei. Er mahnte: "Staat und Währung können nicht alles schaffen. Das Entscheidende bringen wir Menschen am besten selbst zustande."
Roman Herzog wünschte 1995 "allen, die Sie in unserem Lande leben" ein frohes Fest. "Mitmenschlichkeit fängt im Kleinen an, mit einem Lächeln oder einer ausgestreckten Hand, ja schon mit dem Unterlassen einer der üblich gewordenen Rücksichtslosigkeiten - am Arbeitsplatz, beim Einkauf oder im Straßenverkehr."
Ein kleines Weihnachtswunder ereignete sich, als Christian Wulff seine Ansprache 2010 erstmals im Stehen hielt. Jahrzehntelang hatten die Staatsoberhäupter ihre frohe Botschaft hinterm Schreibtisch verkündet. "Wissen Sie, was die meisten Kinder von ihren Eltern gern hätten? Mehr Zeit."
Eine rückblickend betrachtet sehr passende Rede hielt Frank-Walter Steinmeier im letzten Jahr. "'Fürchtet Euch nicht!', heißt es in der Weihnachtsgeschichte. Mut und Zuversicht – das wünsche ich Ihnen und uns allen für das kommende Jahr."