Tippen tötet

Die Polizei hat eine Zwischenbilanz gezogen: Bei ihren bundesweiten Kontrollen hat sie am Donnerstag binnen weniger Stunden fast 3.100 Handysünder am Steuer erwischt, davon 50 in Sachsen-Anhalt. Das gab der Chef der Innenministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht, bekannt.

Seit den frühen Morgenstunden waren deutschlandweit 11.000 Polizisten im Einsatz, darunter mehr als 400 in Sachsen-Anhalt. Bis zum Mittag kontrollierten die Beamten mehr als 51.000 Lastwagen-, Auto- und Radfahrer. Zudem klärten sie mehr als 9.400 Menschen über die unterschätzten Risiken von Ablenkung im Straßenverkehr auf.

Jeder wisse, dass man innerorts nur Tempo 50 fahre und nicht betrunken fahren sollte, sagte Stahlknecht. Jetzt sollte sich durchsetzen, dass man während des Fahrens kein Mobiltelefon benutze. Der Aktionstag hatte am Donnerstag Premiere und soll jedes Jahr wiederholt werden.

Wissenschaftlern zufolge sind Autofahrer bei mehr als 50 Prozent aller Unfälle abgelenkt. "Ob durch das Handy am Steuer, auf dem Fahrrad oder als Fußgänger mit Kopfhörern auf den Ohren - durch Ablenkung im Straßenverkehr bringt man sich und andere in tödliche Gefahr", sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius anlässlich der ersten länderübergreifenden Aktion unter dem Motto "sicher.mobil.leben".

DerPolizeiliegen noch keine Zahlen zur Unfallursache Handy vor. Ablenkung werde in der Statistik noch nicht gesondert aufgelistet, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Die Landesregierung will das ändern. In einer Studie lässt sie derzeit unter anderem die Gefahr von Handys als Unfall-Auslöser untersuchen.

"Das Problem Handy am Steuer wird eher schlimmer", sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, und ergänzte: "Das Thema telefonieren am Steuer ist eins von gestern". Viel gefährlicher sei das Texten. Keine andere Beschäftigung nehme so viel von unserem Blickfeld und unseren Gedanken ein.

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