„Sucht mich da wo Halle ist“

Halle, 20.25 Uhr, Peißnitz, Scheinwerferblitz. Es ist soweit. Nach dem Support-Act von Max Giesinger (EM-Song „80 Millionen“) steht Sarah Connor auf der Bühne und legt mit „Halt mich“ los. Jetzt heißt es Hände hoch! - oder Du bist kein Fan! Das von RADIO SAW präsentierte Konzert ist eines von insgesamt 15 allesamt nahezu ausverkauften Konzerten, die Sarah Connor auf ihrer Open-Air-Tournee in Deutschland und der Schweiz absolviert. Und Sarah tritt auch gleich sympathisch ins Fettnäpfchen – durch zwei schöne Versprecher. „Das Wetter in Halle ist besser geworden“, stellt sie fest. „Die Hölle, nein - upps - der Himmel ist aufgegangen“, korrigiert sie sich schnell und stellt ihre Tour 2017 vor, bevor sie auch diesen Fauxpas bemerkt. 2017? „Jetzt, fängt wohl auch die Demenz bei mir an“, muss sie da mit dem Publikum feixen. Keiner nimmt das krumm, weil irren nun mal menschlich ist. Und diese Authentizität ist wohl auch Sarahs Erfolgsgeheimnis. Nie war die deutsche Pop- und Soulsängerin, die sich nach längerer Pause zurückgemeldet hat, so beliebt. Und sie ist nicht nur zurück. Man hat eher den Eindruck, dass sie dort angekommen ist, wo sie viele Ihrer Fans haben und hören wollen: in ihrer „Muttersprache“. Die 36-jährige Musikerin hat mit ihrem dreifach mit Platin ausgezeichneten Erfolgsalbum „Muttersprache“ ins Schwarze getroffen und den Zeitgeist an ihrer Seite - genau wie eine wundervolle Band, aus der vor allem Jazz-Gitarrist Torsten Goods heraussticht. Heute, auf der Peißnitz (Sarah spielte im November 2012 zum letzten Mal in Halle), bekommt man eine Hammerstimme serviert. Keiner braucht zudem Englischkenntnisse, um in die Gefühlswelten und Launen der Sängerin vorzudringen, die vor drei Wochen bei einem Konzert in Regensburg ihren Fans verriet, dass sie zum vierten Mal Mama wird. Die rund 4.500 vom Veranstalter gezählten Fans, vor allem die weiblichen, sind textsicher und gefühlsanhänglicher, wenn Sarah Songs wie „Meine Insel“ oder „Kommst Du mit Ihr“ anstimmt. Mit im Gepäck hat sie natürlich auch ihre englischsprachigen Hits à la „Let’s get back to bad boy“, „Bounce“ und „From zero to hero“. Und die Rock-Lady rutscht immer näher ans Publikum. „Was steht denn das auf dem Schild, das kann ich von hier oben gar nicht lesen“, stoppt sie ihr Programm. Die Scheinwerfer leuchten ins Publikum. „Ich habe ein Armband für Dich“, steht da geschrieben. Die 12-jährige Johanna hält dieses Schild schon lange eisern nach oben. Und ihre Ausdauer wird belohnt. Connor holt sie prompt auf die Bühne und mustert ihr Geschenk. „Das ist ja ein Armband mit Peace-Zeichen, gerade habe ich meines verloren“, sagt die 36-Jährige, die schon etliche Bändchen am Handgelenk trägt und einen Hang zur Sammelleidenschaft ausschließt. „Ich will schließlich nicht Wolfgang Petry werden!“ Bevor sich der Abend zu Ende neigt, folgt der Titel „Das Leben ist schön“. Und das Leben ist schön. Daran hat heute Abend, wenn man in die Gesichter der Fans schaut, Sarah gewiss ihren Anteil. Ein großer Sympathiebeweis folgt schließlich im Refrain vom Titel „Bedingungslos“. Da heißt es so schön: „Ich werd da sein, immer für Euch da sein, wenn Ihr mich vermisst, sucht mich da wo Halle ist.“
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