Beim Online-Versandhändler Amazon in Leipzig wird jetzt eine Woche lang gestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten aufgefordert, ihre Arbeit bis einschließlich Samstag ruhen zu lassen.
Seit rund zwei Jahren versucht ver.di, mit Streiks an verschiedenen Standorten Amazon zu Tarifverhandlungen zu bewegen. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels.
„Wir streiken für verbindliche tarifliche Arbeitsbedingungen bei Amazon entsprechend dem Tarifvertrag für den Einzel- und Versandhandel. Amazon lehnt nach wie vor die Aufnahme von Tarifverhandlungen ab“, so ver.di Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago.
Der Internetversandhändler sieht sich jedoch als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen.
Die Positionen im Tarifkonflikt bei Amazon sind verhärtet: Die Gewerkschaft Ver.di will für die Beschäftigten eine Bezahlung nach dem Tarif des Einzel- und Versandhandels durchsetzen, der Online-Händler gibt hingegen an, sich am Tarif der Logistikbranche zu orientieren, die weniger zahlt.
"Nach dem Tarifabschluss für den Einzel- und Versandhandel beträgt das Einstiegsgehalt für LagerarbeiterInnen 11,49 €, für die eingearbeiteten Mitarbeiter/Innen in MitarbeiterInnen im Lager wären es 12,28 €. Das sind die branchenüblichen Löhne. Zusätzlich gibt Urlaubs- und Weihnachtsgeld in Höhe eines halben Monatslohns“, so Jörg Lauenroth-Mago. „ Da besteht noch eine erhebliche Lücke zu dem was Amazon zahlt. Das wollen wir verändern!“
Ver.di kritisiert, dass Amazon auch mit diesen freiwilligen Leistungen noch weit vom Tarifanspruch entfernt liege. Das Verhältnis von Arbeitsleistung und Bezahlung stimme nicht.
Uneins sind sich die Streitparteien auch darüber, welchen Charakter der Job bei Amazon hat. Ver.di sieht in dem Unternehmen einen klassischen Versandhändler. Der US-Versandriese wiederholt gebetsmühlenartig: «Unsere Mitarbeiter nehmen Ware aus Regalen, verpacken und versenden sie.» Mit dieser Dienstleistung stünden die Logistikzentren im Wettbewerb mit anderen Unternehmen, die Logistik-Dienstleitungen anbieten.