Für MillionenStasi-Akten sowie Tausende Fotos und Tonträger der DDR-Staatssicherheit ist seit Donnerstag das Bundesarchiv zuständig. DieStasi-Unterlagen-Behörde, die bislang die Dokumente verwaltete, gibt es damit nach knapp 30 Jahren nicht mehr.
DieStasi-Unterlagen-Behörde mit dem riesigen Archiv geretteter Dokumente galt als Errungenschaft der friedlichen Revolution. Sie wurde zur Institution bei der Aufarbeitung der Vergangenheit. Bis heute wurden allein knapp 3,5 Millionen Anträge von Menschen gestellt, die persönlich einen Blick in Papiere werfen wollten, die dieStasiheimlich über sie anlegte. Bei der Bundesbehörde gingen seit ihrem Bestehen 7,3 Millionen Ersuchen und Anträge ein, auch von Behörden und Wissenschaftlern.
Die Akten sollen offen bleiben, Auskünfte weiter erteilt werden. Der Bundestag beschloss, dass das Gesetz für dieStasi-Unterlagen weiter gilt. Die rund 1.300 Mitarbeiter der Jahn-Behörde wurden vom Bundesarchiv übernommen. Das Archiv bleibt aber am historischen Ort der einstigenStasi-Zentrale in Berlin sowie an den 13 ostdeutschen Standorten.
Die historische Veränderung soll am Abend (19.00 Uhr) im Berliner Zeughaushof des Deutschen Historischen Museums hervorgehoben werden. Zugleich wird dort Roland Jahn als bisheriger Bundesbeauftragter für dieStasi-Unterlagen nach rund zehn Jahren aus dem Amt verabschiedet. Erwartet werden auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), der erste Bundesbeauftragte für dieStasi-Unterlagen, Altbundespräsident Joachim Gauck, sowie der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann. Die Veranstaltung soll in einem Livestream übertragen werden.
Der frühere DDR-Oppositionelle Jahn (67) sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Aufarbeitung der Vergangenheit könne mit einer gesamtdeutsch angelegten Struktur weitergehen. «Mit der Überführung der Akten werden sie Teil des Gedächtnisses der Nation.» DieStasi-Akten könnten bei einem Dialog der Generationen helfen.
Kritiker befürchten hingegen eine Abwicklung von Geschichte. Die Amtsvorgängerin von Jahn, Marianne Birthler, warf diesem im «Tagesspiegel» mangelndes Interesse an Bildung und Forschung vor. Jahn hatte zusammen mit Hollmann das Konzept zur Überführung der Akten erarbeitet. Technik, Ressourcen und Kompetenzen sollten gebündelt werden. Viele der Papiere sind in einem schlechten Zustand.