Seit einem Jahr ist deutschlandweit der 5-Milliarden-Euro-Topf frei, mit dem Schulen digitale Helfer wie intelligente Tafeln und Tablets bekommen und ein stabiles Hausnetz aufbauen sollen. Sachsen-Anhalt stehen aus dem Topf 123 Millionen Euro zu. (Digitalpakt) Bildungsminister MarcoTullner(CDU) war zuversichtlich, dass das Geld schnell abgefordert wird.Doch bis Ende 2020 beantragten die Schulträger erst 40 Millionen Euro aus dem Topf. Rund 28 Millionen Euro sind geprüft und haben grünes Licht. Dabei seinen die Landkreise sehr unterschiedlich engagiert und aktiv. Der Kreis Anhalt-Bitterfeld hat schon alles abgerufen, was ihm zustehe - mehr als 5 Millionen Euro. Andere aber eben nicht.
Als im Frühjahr 2020 die Schulen geschlossen wurden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, fiel schnell auf: In vielen Familien gibt es keine oder nicht genügend Geräte, um Unterricht per Videokonferenz zu folgen oder online Aufgaben zu lösen. Ein Programm des Bundes sollte bis Jahresende Abhilfe schaffen, in Sachsen-Anhalt stockte das Land die Mittel auf und nun stehen insgesamt 15,3 Millionen Euro bereit. Das entspricht laut Bildungsministerium rund 45.000 Geräten. Wie viele davon bisher angekommen sind, konnten weder das Land noch der Landkreistag genau sagen. Die Kommunen wollen die Zahlen zum Jahreswechsel melden, wie ein Sprecher des Ministeriums sagte.
Klar ist: Tausende Geräte sind da. Rund 15.000 von ihnen beschaffte Sachsen-Anhalt zentral, geliefert wurden laut Ministerium bisher 12.500. Auch bei den Kommunen, die direkt bestellten, sei ein Großteil der Technik da, sagte der Geschäftsführer des Landkreistags, Heinz-Lothar Theel, ohne genaue Zahlen zu nennen. Die Geräte müssten jedoch vor einem Einsatz noch mit Software bestückt und in die Schulnetze eingebunden werden. «Ich weiß, dass Geräte zügig aufgesetzt werden, auch zwischen den Jahren», so Theel. Ein Beispiel ist der Kreis Harz:Dort meldete die Verwaltung zuletzt, dass alle 1.900 bestellten Geräte bis Ende 2020 da sind, und im Zweifel direkt in den ersten Tagen des neuen Jahres an die Schulen verteilt werden. Sehr schnell bei der Aufbereitung sei beispielsweise auch die Stadt Halle gewesen, die zentral über das Land ihre Geräte bekommen habe, hieß es vom Bildungsministerium.
Nicht nur bei den Lernenden fehlten Geräte für den monatelangen Fernunterricht, auch Lehrkräfte mussten dafür ihre private Technik nutzen. Auch das soll sich ändern. Der Bund kündigte im Herbst ab, dass alle 800.000 Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland einen Dienstrechner bekommen sollen. Derzeit seien jedoch noch nicht einmal alle Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern unterzeichnet, sagte Sachsen-Anhalts BildungsministerTullner. «Realistisch glaube ich, dass wir zum nächsten Schuljahr damit am Start sind.» Auch diese Geräte müssten beschafft und in die Netze eingebunden werden.
Was nutzt all die schöne neue Technik für den Unterricht, wenn keiner sie reparieren kann, falls sie mal ausfällt? Netzwerk-Betreuer sind derzeit Mangelware an Sachsen-Anhalts Schulen. Bund und Land wollen 15 Millionen Euro bereitstellen, um Experten einzustellen oder Lehrkräfte entsprechend weiterbilden zu können. Derzeit liefen die Gespräche, wie die Personalsuche sinnvoll umgesetzt werden könnte, sagte BildungsministerTullner. Wenn es nach den Schulen gehe, bekäme jede einen eigenen, das sei aber wenig realistisch. «Wichtig ist, dass schnell Hilfe da ist, wenn die Technik mal nicht funktioniert, wie sie soll.»
Egal, ob in der Schule oder im Heimunterricht mit Online-Angeboten gearbeitet werden soll, alles steht und fällt mit einem stabilen Internetzugang. Sachsen-Anhalt will all seine Schulen mit ultraschnellen Glasfaseranschlüssen mit Übertragungsraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde versorgen. Der Zeitplan verzögerte sich in den vergangenen Jahren mehrfach. Ende 2021 sollen alle mehr als 840 Schulstandorte den Zugang haben, bis zum aktuellen Jahreswechsel sollte die Hälfte von ihnen schon online sein.
Letzteres Ziel wird nicht erreicht, wie der zuständige Finanzminister Michael Richter (CDU)der dpa sagte. Bis Ende 2020 sollen rund 100 Schulen ihr neues Glasfasernetz auch vollumfänglich nutzen können. Davon profitieren laut Richter rund 15 500 Schülerinnen und Schüler. Am Ziel der Vollversorgung bis Ende 2021 hält Richter fest, nächstes Jahr werde mit einer deutlichen Beschleunigung gerechnet. Gebremst wurde ihm zufolge zuletzt durch die Pandemie: Schulen waren geschlossen und es gab keinen Zugang, einzelne Komponenten wurden nur mit Verzögerungen geliefert, notwendige Genehmigungen für Bauarbeiten dauerten länger. Sachsen-Anhalt ist neben Bayern das einzige Bundesland, das zentral alle Schulen ans schnelle Netz anschließt.