Sportlich abgeschlagen und intern zerstritten: Nach nur vier Monaten ist die Amtszeit von Rico Schmitt als Trainer des Fußball-Drittligisten FC Carl Zeiss Jena auch schon wieder vorbei. Das teilte der Tabellenletzte am Mittwoch mit. Einen Grund nannte der Club in seiner Mitteilung nicht. Zuletzt hatte es jedoch mehrere Berichte über atmosphärische Störungen zwischen Schmitt und der Mannschaft gegeben. Der bisherige Co-Trainer René Klingbeil übernimmt als Interimstrainer für die kommenden zwei bis drei Spiele. Ein neuer Coach soll bereits einen möglichen Neuanfang in der Regionalliga vorantreiben.
«Ziel ist es, den FCC auf der Trainerposition so aufzustellen, dass der Club frühzeitig über das Saisonende hinaus sportlich planen kann. Für diese herausfordernde Aufgabe wird nach einem Trainer gesucht, der zum einen gemeinsam mit der Mannschaft alles versucht, den Klassenerhalt zu schaffen, und auf der anderen Seite im Falle eines Abstiegs in die Regionalliga den dortigen Neuaufbau anpackt», hieß es in einer Vereinsmitteilung.
Schmitt hatte Jena am 8. Oktober 2019 bereits als Schlusslicht übernommen. Vor dem Spiel gegen den FSV Zwickau am Montag hat der frühere Europapokal-Finalist zwölf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Am Mittwochnachmittag wurde Schmitt nach einem 3:1-Erfolg im Testspiel gegen Regionalligist Meuselwitz von Geschäftsführer Chris Förster über seine Freistellung informiert.
Der Schritt des FCC kam insofern überraschend, als das Präsident Klaus Berka noch im Januar die Arbeit des 51-Jährigen gelobt hatte. Schmitt sei der richtige Mann und man könne sich sogar eine weitere Zusammenarbeit im Falle eines Abstiegs vorstellen. Schmitts Vertrag bis Saisonende hätte sich nur bei Klassenerhalt automatisch verlängert.
Nun wurde bekannt, dass bereits im Türkei-Trainingslager erste Risse im Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer auftraten. Nach übereinstimmenden Medienberichten hatte Schmitt dort Straf-Sprints vor Sponsoren abhalten lassen, weil ihm die Einstellung der Spieler nicht gefallen hatte. Später missfiel den Bossen das Auftreten der Mannschaft im ersten Punktspiel des Jahres gegen den damals Vorletzten Münster, das verloren wurde. Plötzlich mehrten sich die Zweifel an Schmitt.
Ein Vorfall in der Kabine hat die Trennung befördert. Neuzugang Daniel Stanese und Innenverteidiger Marius Gröschkickten im Kabinengang mit einem Tennisball. Dabei prallte der Ball so unglücklich von der Wand ab, dass Stanese im Auge getroffen wurde. Deshalb fiel er für das Spiel gegen Braunschweig aus. Trainer Schmitt hatte danach den Abwehrspieler Marius Grösch in einer Wutrede zurechtgewiesen, dass diesem die Tränen kamen.
Jena wird damit bereits seinen dritten Trainer in dieser Saison installieren. Im Herbst hatte man sich von Lukas Kwasniok getrennt, der in zehn Spielen nur einen Punkt geholt hatte. Später hatte Geschäftsführer Förster eingeräumt, das man womöglich zu spät reagiert habe.