Nach Vorwürfen des Schlagersängers Ikke Hüftgold gegen die Sat.1-Reihe "Plötzlich arm, plötzlich reich" hat der Sender eine Aufarbeitung der Anschuldigungen angekündigt.
Der Sänger mit dem bürgerlichen Namen Matthias Distel hatte als Teilnehmer der Dokusoap, bei der zwei Familien Wohnung und Alltag tauschen, die Dreharbeiten abgebrochen und den Machern der Sendung "gewissenlose Quotenjagd" vorgeworfen. "Das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern wurde von den verantwortlichen Medienanstalten mit Füßen getreten", erklärte er in einem Statement. Der Branchendienst dwdl.de und andere Medien berichteten am Dienstag.
Ein Sat.1-Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Unmittelbar nachdem Matthias Distel uns via Mail seine Sicht auf den Dreh zu "Plötzlich arm, plötzlich reich" mitgeteilt hat, haben wir begonnen, mit der Produktionsfirma und der Familienhilfe zu reden, um der Familie zu helfen und um die Zusammenhänge aufzuarbeiten. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben intensiven Kontakt zu der Familie, die davon geschockt ist, dass Matthias Distel höchst Privates und Vertrauliches in die Öffentlichkeit trägt." Sat.1 betonte, man werde "keine Sekunde dieser Folge" zeigen. "Das haben wir Matthias Distel bereits am vergangenen Donnerstag mitgeteilt."
Die zuständige Produktionsfirma Imago TV war auf dpa-Anfrage am Dienstag zunächst nicht zu erreichen. Dem Branchenportal Meedia sagte Geschäftsführerin Andrea Schönhuber: "Bei Imago TV wurden Fehler bei der Recherche gemacht, wir waren zu leichtgläubig. Wir haben uns auf die Aussagen der Familie und der Nachricht der Familienhilfe, die der Familie noch viel Spaß wünschte, verlassen. Das bedauern wir zutiefst." Ihrer Firma gehe es aber "in keiner Weise" darum, Familien in Notsituationen auf der Jagd nach Quoten auszunutzen.
Distel schilderte in einem Statement auf seiner Webseite, wie er mit seiner Begleitung die leere Wohnung der Tausch-Familie betrat. "Hoch emotionalisiert und nicht fassend, dass in diesem Haushalt 4 Kinder leben sollten, erkundeten wir nach und nach die Räumlichkeiten." Er sei schließlich auf einen Wandkalender gestoßen. "Die zwei jüngsten Kinder sowie die Mutter befinden sich laut Eintragungen auf diesem Kalender in psychologischer Behandlung."
Distel weiter: "Sofort kam die Frage bei uns auf, ob man Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen kann, bei dem 8 Tage am Stück bis zu 10 Stunden gearbeitet werden sollte."