240 Sekunden oder 4 Minuten -länger darf in Deutschland eine Bahnschranke nicht geschlossen sein. Etwa in Wahrburg, einem Stendaler Ortsteil, wo die Schranke nur die halbe Fahrbahn blockiert. Ist die Schranke länger als 4 Minuten unten, so das Eisenbahnkreuzungs-Gesetz, ist der Übergang nicht sicher, weil Menschen irgendwann auf die Gleise laufen oder fahren würden.
Weil die Zügein Wahrburg aber noch langsam aus dem Stendaler Bahnhof vorbeirollen, dauert es meist länger und die Bahn machte kurzen Prozess: Im März 2019 wurde der Übergang mit Betonklötzen blockiert. Die Stadt Stendal und der Landkreis spielten mit, Wahrburgs Ortsbürgermeisterin Carola Radtke wurde erst spät informiert. Doch sie gibt nicht auf - spricht in Stadtrat und Kreistag vor, bis sie schließlich Rückendeckung bekommt. Der Übergangführt zwar "nur" auf unscheinbare Feldwege, die sind aber für Landwirte wichtig und bei Anglern und Spaziergängern beliebt.
Weil jetzt Stendals Oberbürgermeister Schmotz hinter den Wahrburgern steht, kann die Bahn den Übergang nicht mehr eigenmächtig schließen, er ist seit Anfang Dezember wieder offen. Jetzt bietet sich das nächste kuriose Bild - weil die Bahn sichkeine neue Vollschrankeleisten will, sitzen jetzt rund um die Uhr zwei Mitarbeiter in knall-oranger Warnmontur in einem Baucontainer an der Landstraße und warten auf einen Anruf. Klingelt das Telefon kommt ein Zug, dann sperren sie die Schranke zusätzlich mit Flatterband ab. Wie lange sie da noch bleiben, ist unklar. Unssagten sie aber, noch ist ihnen nicht langweilig. Bürgermeisterin Radtke freut es, dass sie da sind.