Archäologenhaben ein rund 3000 Jahre altes ausgedehntes Salzsiedeviertel bei Sandersdorf-Brehna (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) entdeckt. «Die spätbronzezeitlichen Siedestellen sind im Originalzustand», sagte Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich der Deutschen Presse-Agentur. «Bei vielen anderen Grabungen finden sich die Überreste der Salzsieder lediglich in Abfallgruben.»
«Das war hier ein Handwerkerviertel, Salz wurde nicht nur zum Eigenbedarf produziert», sagte Friederich. «Das Besondere: Über den Feuerstellen spannten sich Abdeckungen, welche durch drei oder vier Pfosten gestützt wurden», sagte die Archäologin. «Wahrscheinlich wurden die Abdeckungen zum Schutz gegen Regen errichtet.»
Das Salz wurde damals mit Hilfe von Briquetage, etwa 20 Zentimeter langen handgeformten Tonzylindern, gewonnen. Die Briquetage wurden als Sockel in regelmäßigen Abständen auf einen vorbereiteten Boden gestellt. Auf den Tonzylindern lagen pfannenartige, mit Salzwasser gefüllte Gefäße. Zwischen den Sockeln entzündete man nun ein Feuer, um das Wasser zu verdampfen. Zurück blieb das kristallisierte Salz.
«Das war sehr effektiv, denn diese Technik sparte Brennmaterial, weil das Wasser nur auf etwa 90 Grad erhitzt werden musste», erklärte Friedrich. Rätselhaft bleibt, warum bislang keine Salzschalen gefunden wurden. Vielleicht, weil die Salzschalen gehandelt wurden und aufgrund ihrer Normierung auch Maß- und Zahlungsmittel waren. Ebenso wurden bislang keine Salzbrunnen entdeckt. «Möglich wäre, dass die Salzsieder das Salzwasser aus entfernten Brunnen heranschafften, weil in der Gegend der Salzsieder genügend Brennmaterial vorhanden war», sagte Friederich.
Schätzungsweise arbeiteten hier mehrere dutzend Handwerker. In der Nähe fanden sich auch Umrisse von Gebäuden sowie Reste von Alltagsgeschirr. «Aber die Gebäude könnten auch Werkstätten oder Schuppen der Handwerker gewesen sein. Wahrscheinlich haben die Leute weiter weg gesiedelt. Wer will schon neben einer ständigen Feuergefahr der Siedestellen leben?», gab Friederich zu bedenken. Die Grabungen stehen aber erst am Anfang. Bis August werden etwa 40 Hektar des künftigen Gewerbegebietes untersucht.
Die Region um Halle hatte ihren wirtschaftlichen Reichtum von der Steinzeit, der Bronzezeit bis in das Mittelalter auf der Gewinnung von Salz gegründet. Der Wohlstand basierte auf Solequellen, die im Stadtgebiet sprudelten.