Mit 750 archäologischen Untersuchungen im Jahr 2021 ist in Sachsen-Anhalt ein neuer Rekord aufgestellt worden. «Die Gründe sind vielfältig, dazu gehört der Boom beim Einfamilienhausbau, der verstärkte Ausbau von Breitbandanschlüssen und Betriebserweiterungen», sagte Landesarchäologe Harald Meller der Deutschen Presse-Agentur in Halle.
Am Ringheiligtum Pömmelte, südlich von Magdeburg, wurde die größte, rund 4200 Jahre alte frühbronzezeitliche Siedlung Mitteleuropas weiter erforscht. Auf 24 000 Quadratmetern sind in diesem Jahr zahlreiche Hausgrundrisse freigelegt worden, wobei das Ende der Siedlung noch nicht erreicht wurde. Die Grabungen gehen im Mai 2022 weiter.
«In einer Bestattung lag ein Schädel neben dem Skelett. Auch im Kreisgraben des Ringheiligtums wurden Schädel deponiert», sagte Meller. «Die Bestattungen werden in Halle mit internationaler Beteiligung detailliert untersucht und lassen weitere spektakuläre Ergebnisse erwarten.» Pömmelte ist Archäologen zufolge in Durchmesser und Aufbau gut vergleichbar mit dem englischen Stonehenge, nur wurde an der Elbe statt mit Steinen mit Holz gebaut.
In Helfta bei Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) untersuchte eine Forschungsgrabung in der wiederentdeckten Königspfalz die Überreste der verschwundenen Radegundis-Kirche Kaiser Ottos des Großen I. (912 - 973). Die Kirche wurde vor 968 gegründet. Die lange verschollenen Überreste der Königspfalz auf dem Hügel «Kleine Klaus» wurde im Jahr 2009 durch geomagnetische Prospektion entdeckt. Auffällig sind auf dem Gelände die vielen elitären Gräber.
In Landsberg im Saalekreis ergaben Grabungen Spuren von zwei mittelalterlichen Burgen. Es handelte sich um Überreste der Burg Markgraf Dietrich II. von Landsberg (1142-1185) aus dem 12. Jahrhundert und der Vorgängerburg aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. «Die Vorgängerburg kann wahrscheinlich als eine der umfangreichsten Befestigungsanlagen Sachsen-Anhalts angesehen werden», sagte Grabungsleiterin Katja Grüneberg-Wehner.
Die Kirche Kaiser Ottos II. (955-983) auf dem Klostergelände Memleben (Burgenlandkreis) ist in mehreren Bauphasen entstanden. «Die Grabungen zeigen, die erste Kirche wurde in zentralen Bereichen tatsächlich fertiggestellt und war in Benutzung. Dafür spricht die Entdeckung einer ersten Bestattung», sagte Grabungsleiter Holger Grönwald. Der erste deutsche Kaiser Otto der Große (912-973) starb in Memleben, ebenso wie sein Vater Heinrich I. (876-936).
Bei der Suche nach archäologischen Strukturen am Grund des Süßen Sees bei Halle ist der komplette Seegrund in 3D kartiert worden. Von besonderem Interesse war eine Felsformation mitten im See. Die Archäologen vermuten, dass es sich hierbei um ein rund 3500 Jahre altes bronzezeitliches Hügelgrab handelt.