Rea Garvey rockt Halle

Der Ire begeistert die Fans mit erstklassiger Liveshow

„Wir sind sowas von ready für den Sommer - Seid ihr dabei?“ Damit hatte ReaGarvey seine Fangemeinde schon vor Wochen über die sozialen Netzwerke auf seine Neonsummer-Tour eingeschworen. Und am Samstagabend war es endlich soweit. Auch im SAW-Land; in Halle an der Saale. Die Fans strömten auf die Peißnitzinsel, um das von radio SAW präsentierte Konzert des Iren hautnah zu erleben. Während der begnadete Musiker spielte, spielte auch Wetter-Gott mit.

Doch zurück zum Konzert-Auftakt: Nachdem die Indie-Folk-Spezialistin KaroLynn („Hero“) und das Soulpop-Sternchen Leslie Clio („Eureka") die ersten musikalischen Register des Abends zogen, gab es ab 21 Uhr kein Halten mehr und im Publikum ein starkes Verlangen nach dem „Iren“. Und der steht plötzlich auf der Bühne und ist 100-prozentig präsent. Es geht sofort los. Mit seiner markanten Stimmfarbe öffnet der „Meister“ ein musikalisches Paket, das alle sofort infiziert und ansteckend wirkt. Bis in die letzten Zuhörer-Reihen wird zu Hits wie „Is it love“, „Rise Before You Fall“ oder “ Oh My Love“ mitgesungen, mitgeklatscht und mitgezappelt. Natürlich könnte der 46-Jährige Wahlberliner nach seiner 20-jährigen Karriere jetzt sein Konzert eigentlich nur mit Hits und Ohrwürmern bestreiten. Aber das wäre nicht Rea Garvey, der sich bekanntlich gern neu erfindet und nach Herausforderungen sucht. Also durfte sich sein Publikum auch neu einhören. Wie angekündigt, präsentierte der Ex-Frontmann von Reamann (bis 2010) musikalische Neuzugänge aus seinem Album „Neon“ und gab damit auch einen Abriss über seine derzeitige musikalische Gefühlslage wider.

Und er hatte ja nicht nur Musik im Gepäck, sondern jede Menge Komplimente an Halle. „Zwei Freunde von mir haben in Halle studiert. Und die sagen immer wieder, dass es die schönste Zeit in ihrem Leben war“, berichtet der Musiker, der sich dazu bekennt, gern andere zum Lachen zu bringen. Das gelingt ihm schnell, als er auf Halles berühmtesten Sohn Georg-Friedrich Händel zu sprechen kommt. „Mir hat man erzählt, dass er aus Halle kommt. Aber: Ich habe Hähnchen statt Händel verstanden“, verrät Garvey, der froh ist, die Kurve bekommen zu haben. „Hähnchen kommen aus Halle?“ Er lacht. „Es könnte gut sein, dass morgen als Headline in der Zeitung steht: Garvey verwechselt Händel mit Hähnchen.“ Doch der bärtige Ire schlägt auch ernstere Töne an, erzählt auf unterhaltsame, aber nie belehrende Art, dass Klimaschutz so elementar wichtig sei. Seine 13-Jährige Tochter („Ich soll sagen, dass sie schon fast 14 ist“) nimmt natürlich an den Demos: „Fridays for Future“ teil, einer Bewegung zu der er sich auch bekenne.

Apropos Bewegung. Zum Höhepunkt des Abends sind die Arme der Fans gefragt. Natürlich zum Klatschen. Aber es fliegen jetzt metergroße Luftballons ins Publikum, die immer wieder angestupst werden müssen. Die Stimmung könnte in diesem Augenblick nicht besser sein. Es ist ein Abend, der viel zu früh zu Ende geht. Viele eingefleischte Fans vergleichen Garvey nicht zu Unrecht mit irischem Whisky. Warum? Beide – sowohl Getränk als auch der Sänger - werden mit den Jahren immer besser. Und der Applaus bei den Zugaben will auch deshalb gar nicht mehr verstummen.

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