Meghan und Harry

Rassismus-Vorwürfe im britischen Königshaus

Oprah Winfrey im Gespräch mit Meghan und Harry

Es brodelt gehörig im britischen Königshaus. Grund ist ein Interview, das Prinz Harry und HerzoginMeghander US-Talkmasterin Oprah Winfrey gegeben haben - und das am Sonntag (Ortszeit) ausgestrahlt wurde.Das Interview war auchim deutschen Fernsehen bei RTL und VOX zu sehen sein. Diese haben sich die Senderechte US-Senders CBS gesichert.

Großes Interview sorgt für Aufregung

Vorab gab es Ausschnitte zu sehen, in denenMeghanden Royals Vorwürfe macht. Aus dem Palast hieß es wiederum, man werde Mobbingvorwürfe von Angestellten gegenMeghanuntersuchen. Obendrein hatdie Queen am Sonntag ihre Commonwealth-Redege halten. Das Gespräch des Paares mit der US-Moderatorin ist das erste große Interview seit dem "Megxit". Harry (36) undMeghan(39) hatten sich Anfang des vergangenen Jahres vom Königshaus losgesagt und angekündigt, finanziell unabhängig leben zu wollen. Heute wohnen die beiden mit dem einjährigen Sohn Archie in Kalifornien und erwarten ihr zweites Kind.

Von Diana zu Harry und Meghan: Wiederholt sich die Geschichte?

Einen Satz hat Prinz Harry in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder betont. Er sagte ihn auch in dem mit Spannung erwarteten Interview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey: "Meine größte Sorge ist, dass sich die Geschichte wiederholt." Der 36-jährige Royal spielt damit auf das tragische Schicksal seiner Mutter an. Prinzessin Diana starb 1997 bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi mit ihrem damaligen Freund Dodi Al Fayed in Paris. Die ganze Welt trauerte damals um die "Königin der Herzen".

Erbitterter Kampf gegen die Medien

Auch deswegen führen Harry und seine Frau Meghan (39) seit Jahren einen erbitterten Kampf gegen die Medien in Großbritannien, von denen sie sich allzu oft in einem falschen Licht dargestellt sehen - und inzwischen, so scheint es, auch gegen das Königshaus. Doch mit demInterview könnten sie, bewusst oder nicht, selbst zu einer Wiederholung der Geschichte beitragen. Auch Dianas endgültigem Bruch mit den Royals ging ein Aufsehen erregendes Interview voraus.

Auch Diana gab großes Interview

Das im britischen Investigativprogramm BBC-Panorama zur besten Sendezeit ausgestrahlte Exklusiv-Gespräch lockte im November 1995 rund 23 Millionen Menschen vor die Bildschirme. Die bereits von Prinz Charles getrennte, aber noch nicht geschiedene Diana beschrieb darin, wie sie sich in der medialen Dauerbeobachtung zuerst vom Königshaus alleine gelassen und dann nach der Trennung regelrecht sabotiert und gezielt in ihrem Ruf beschädigt fühlte - auch aus Neid auf ihre große Beliebtheit. Und sie legte die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker-Bowles offen. "Wir waren zu dritt in dieser Ehe", sagte Diana in die Kamera - ein unerhörter Tabubruch. Kurz darauf reichte Charles die Scheidung ein.

Die Königsfamilie trageUnwahrheiten weiter

Die ersten Ausschnitte aus dem Oprah-Interview mit Harry und Meghan erwecken den Eindruck, dass es sich um ähnlich brisante Offenbarungen handelt. Die Vorwürfe gleichen sich auf frappierende Weise. In kleinen Häppchen machte der US-Sender CBS bereits Appetit auf die Sendung: "Ich weiß nicht, wie sie erwarten können, dass wir nach all dieser Zeit weiterhin schweigen könnten, wenn die Firma (die Königsfamilie) eine aktive Rolle dabei spielt, Unwahrheiten über uns weiterzutragen", sagt Meghan darin.

Mobbing-Vorwürfe gegen Meghan

Ob sie damit auf Mobbing-Vorwürfe von Palastmitarbeitern anspielte, über die immer wieder Gerüchte in den Medien kursierten, ist unklar. Doch es scheint kein Zufall zu sein, dass die "Times" ausgerechnet in dieser Woche Informationen über die Vorwürfe zugespielt bekam und der Palast ankündigte, eine interne Untersuchung einzuleiten. In einem weiteren Clip bezeichnet Meghan die Trennung vom Königshaus als befreiende Erfahrung. "Wir haben die Fähigkeit, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen", sagte Meghan in dem am Freitag veröffentlichten Ausschnitt. Das sei in ihrer Zeit als Mitglied im engeren Kreis der Königsfamilie anders gewesen.

Harry zeigt sich glücklich und erleichtert

Harry vergleicht seine Situation ausdrücklich mit der seiner Mutter: "Ich bin einfach nur erleichtert und glücklich, hier zu sitzen und mit meiner Frau an meiner Seite mit dir zu sprechen", sagt er in einem weiteren Ausschnitt des Interviews zu Winfrey. Er fügt hinzu: "Weil ich mir gar nicht ausdenken kann, wie es für sie (Diana) gewesen sein muss, das alleine durchzumachen vor all diesen Jahren." Wie Diana hatten sich auch Harry und Meghan vom Königshaus entfremdet. Vor etwas mehr als einem Jahr war der Bruch öffentlich geworden. Die beiden kündigten an, sich aus dem engeren Kreis der Familie zurückzuziehen und finanziell unabhängig zu werden. Sie wollten aber weiterhin für Queen Elizabeth II. (94) im Einsatz sein.

Wohnsitz jetzt in Kalifornien

Doch daraus wurde nichts. Nach Beratungen im Königshaus wurde es ein "harter Megxit", wie es die Presse bald nannte. Die beiden verzichteten auf die Anrede "Königliche Hoheit", ihre Marke "Sussex Royal" wurde einkassiert, und Tätigkeiten für die Krone wurden ausgeschlossen. Sie verlegten ihren Wohnsitz mit Söhnchen Archie (1) nach Kalifornien. Ein Jahr später wurde die Trennung besiegelt - eine Rückkehr ins Königshaus wird es nicht geben.

Psychische Belastung und Druck der Öffentlichkeit enorm hoch

Eine weitere Übereinstimmung ist die psychische Belastung, über die sowohl Diana als auch Harry klagten. Diana litt durch den hohen Druck und das Gefühl, den Ansprüchen nicht zu genügen, an Bulimie und selbstverletzendem Verhalten. Harry gestand dem "Telegraph" einst, er sei mehrmals sehr nah an einen kompletten Zusammenbruch gekommen, "wenn alle Art von Trauer und Lügen und falschen Auffassungen von allen Seiten auf dich einprasseln".

Rassismus-Erfahrungen im britischen Königshaus?

Eine der schockierendsten Enthüllungen des Interviews war es, dass es Gespräche über die mögliche Hautfarbe des ersten Kindes von Harry und Meghan gegeben haben soll. Dabei hat das Paar keine Namen genannt, um weiteren Schaden zu verhindern. Auch die britische Presse reagiert entsetzt auf die Anschuldigungen und schreibt, dass auf das Königshaus "ernste Fragen" warten würden.

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