Prozesse gegen Raubgräber sind selten. Jetzt ist ein Mann der Justiz ins Netz gegangen. Er hatte einen besonderen Fund im Internet angeboten.
Das Amtsgericht Merseburg hat einen Raubgräber zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Gericht befand den 39 Jahre alten Mann am Dienstag der Unterschlagung eines 3100 Jahre alten Bronzeschatzes für schuldig. Dafür verhängte es eine Geldstrafe von 80 Tagessätzen je 40 Euro. Weil diese mit einer vorhergehenden Strafe zusammengefasst wurde, kam für den Angeklagten eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen je 40 Euro heraus.
Der Strafrahmen bei Unterschlagung geht bis maximal drei Jahre Haft, der Mann hat einlangesVorstrafenregister. Aber das Gericht ging davon aus, dass der Mann in diesemFall nicht einschlägig vorbestraft ist.Der Angeklagte und die Staatsanwaltschaft haben angekündigt, auf Rechtsmittel zu verzichten. Das Urteil ist damitrechtsgültig.
Das Gericht würdigte zu Gunsten des Mannes, dass er die Tat einräumte und nicht behauptete, den Schatz in Bayern ausgegraben zu haben. In der polizeilichen Vernehmung hatte er dies noch gesagt. InBayern wird der Handel mit Artefakten nicht bestraft. In Sachsen-Anhalt gilt das sogenannte Schatzregal, wonach archäologisch wertvolle Funde dem Land gehören und somit entschädigungslos abgegeben werden müssen.
Im Prozess gab der Angeklagte an, den Fund im Frühjahr 2018 bei Mücheln (Saalekreis) auf einem Feld in etwa 30 Zentimeter Tiefe ausgegraben zu haben. Er sei mit einem Bekannten an diesem Tag rund vier Stunden mit der Sonde unterwegs gewesen. Sie wollten fast schon nach Hause gehen, als die Sonde anschlug, berichtete er. Die Tasse kam zum Vorschein und in der unmittelbaren Umgebung lagen verstreut Bronzeteile. Insgesamt wurden drei bronzene Anhänger sowie 94 kleine Beschläge und Gürtelschnallen aus Bronze geborgen.
Er habe Fotos von dem Schatz gemacht und ihnzur Diskussion in einem Sondengängerforum im Internet gezeigt. Am 20. September 2018 stellte er den Fund bei Ebay-Kleinanzeigen zum Kauf ein. Ein Gebot lag bei 300 Euro, sagte der Mann. Andere Sondengänger aus dem Internetforum hätten ihn gewarnt, einen derartigen Schatz öffentlich zum Kauf anzubieten.
Und tatsächlich: Ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger wurde darauf aufmerksam und benachrichtigte das Landesmuseum in Halle. Anfang November gab es dann in der damaligen Wohnung in Querfurt eine Hausdurchsuchung. Laut Gericht zeigte sich der Mann dabei kooperativ.
Die buckelverzierte Bronzetasse vom Typ «Fuchsstadt» mit Inhalt habe einen sehr hohen wissenschaftlichen Wert, sagte eine Archäologin vom Landesmuseum Halle als sachverständige Zeugin. Den monetären Wert könne man hingegen nicht beziffern. Bei den kleinen Teilen handele es sich um ein Pferdegeschirr. Der Schatz, es ist ein Hortfund, ist perfekt erhalten und vollständig. Da es eine Tasse mit Inhalt war, geht die Archäologin davon aus, dass der Schatz als Opfer an die Götter vergraben wurde.
Von den «Fuchsstadt»-Tassen gebe es deutschlandweit nur 50 Stück, sagte die Expertin.In Sachsen-Anhalt wurde bereits bei Braunsbedra (Saalekreis) und Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) jeweils eine Tasse gefunden.