Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Psychologie: Stimmt die Balance der Corona-Maßnahmen?

Interview mit Prof. Dr. Ulrich Hegerl

Deutschland ist bisher relativ gut durch die Coronapandemie gekommen – allerdings: Für Patienten und Patientinnen mit psychischen Erkrankungen ist die Corona-Angst eine Zumutung.

Es braucht eine bessere Balance der Coronamaßnahmen meintProf. Dr. Ulrich Hegerl– Vorsitzender der Deutschen Depressionshilfe, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Inhaber der Senckenberg Professur an der Goethe Universität Frankfurt Main. Und das auch mit Blick auf die (noch) nicht psychisch Erkrankten ...

Was meinen Sie mit einer kritischen Auseinandersetzung in Bezug auf eine Balance der Coronamaßnahmen?
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  • Was meinen Sie mit einer kritischen Auseinandersetzung in Bezug auf eine Balance der Coronamaßnahmen?
  • Wie meinen Sie das?
  • Inwiefern?
  • Wie haben mit z.B, Depressionen die vergangenen Monate erlebt?
  • Was passier bei einem permanenten Zustand der Angst oder Anspannung?
  • Wie kommt es zu der kollektiven Angst?
  • Was würden Sie Politikern in Bezug auf die Kommunikation raten?
  • Wie reagiere ich, wenn ich auf jemanden treffe, der sich permanent Sorgen macht?
  • Wie komme ich aus der negativen Denkspirale?

Die mit dem Corona-Virus verbundenen Ängste und Einschränkungen stellen für an Depression erkrankte Menschen große Herausforderungen dar. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe unterstützt Betroffene mit digitalen Angeboten und bietet Hinweise für den Alltag. Denn: „In einer Depression wird alles Negative im Leben vergrößert wahrgenommen und ins Zentrum gerückt, so auch die Sorgen und Ängste wegen des Corona-Virus. Betroffene können jedoch gegensteuern“ erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/M.

Tipps für den Alltag: Bewegung, Schlafhygiene und Gespräche

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe rät Betroffenen sich abzulenken, aktiv zu bleiben und das Gespräch mit Freunden und Familie zu suchen. „Tauschen Sie sich aus - am besten nicht nur über Corona-Virus, sondern auch über andere Themen. Auch Bewegung in, und falls man nicht unter Quarantäne steht, außerhalb der Wohnung ist zu empfehlen. Sehr wichtig ist, die Bettzeit nicht zu verlängern, da bei vielen Betroffenen eine längere Liegedauer und auch längerer Schlaf nicht zu einem Abbau, sondern einer Zunahme des Erschöpfungsgefühls und der Depressionsschwere führen. Hilfreich ist es, sich aufzuraffen, und einen detaillierten Tages- und Wochenplan zu machen“ empfiehlt Prof. Ulrich Hegerl. Das iFightDepression-Programm kann dabei eine sehr gute Unterstützung für Betroffene sein.

Online-Programm iFightDepression strukturiert den Alltag

iFightDepression ist ein internetbasiertes, kostenfreies Selbstmanagement-Programm für Menschen mit leichteren Depressionsformen ab 15 Jahren. Es unterstützt Betroffene beim eigenständigen Umgang mit den Symptomen einer Depression und gibt praktische Hinweise für den Alltag. Durch Übungen lernen sie zum Beispiel, den Tag zu strukturieren und negative Gedankenkreise zu durchbrechen.

Normalerweise setzt iFightDepression eine Begleitung durch einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten voraus – denn Studien belegen, dass Online-Programme dann besonders wirksam sind. Da viele Patienten durch das Corona-Virus zuhause bleiben müssen und Hausärzte an ihre Belastungsgrenzen stoßen, ist das Programm nun für 6 Wochen auch ohne Begleitung zugänglich. „Wir wollen Patienten unterstützen, den Alltag in häuslicher Isolation gut zu meistern“ erläutert Hegerl.

Das Programm ist derzeit in zwölf Sprachen verfügbar (deutsch, englisch, italienisch, estnisch, ungarisch, griechisch, norwegisch, spanisch, katalanisch, baskisch, albanisch, arabisch). Betroffene können sich formlos über die E-Mail-Adresse ifightdepression@deutsche-depressionshilfe.de für das Programm anmelden und werden innerhalb von 24 Stunden freigeschalten.

Weitere telefonische/digitale Unterstützungsangebote für psychisch erkrankte Menschen

Neben dem iFightDepression-Programm gibt es weitere digitale und telefonische Angebote für psychisch erkrankte Menschen

  • Falls es nicht möglich ist, zur Therapie zu gehen, bieten viele Psychotherapeuten inzwischen Video-Sprechstunden an.
  • Telefonseelsorge 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (kostenfei)
  • fachlich moderiertes Online-Forum zum Erfahrungsaustausch www.diskussionsforum-depression.de
  • deutschlandweites Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33 (kostenfrei)
  • E-Mail-Beratung für junge Menschen: www.u25-deutschland.de oder www.jugendnotmail.de
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