WGT: Pfingsten sieht Leipzig schwarz

Größtes Wave-Gotik-Festival der Welt

Am langen Pfingstwochenende machen sich etwa 20.000 Anhänger der Alternativen und Schwarzen Szene auf, um in Leipzig zum Wave-Gotik-Treffen (WGT) zusammenzukommen.

Über die ganze Stadt verteilt finden dann nicht nur etwa hundert Konzerte statt - auch Club-Partys, Lesungen, Ausstellungen, Rollenspiele, Mittelaltermärkte und Workshops können besucht werden.

Unser Tipp: Das Viktorianische Picknick

Auch wenn man nicht selbst ein Gotik-Fan ist - zu gucken gibt es jede Menge. Und das geht am besten beim großen Picknick im Clara-Zetkin-Park! Gern sollen und können sich hier Gäste zu den Festival-Besuchern gesellen und beeindruckenden Kostüme bestaunen!
Von gruselig bis sexy ist dort alles zu finden.
Der Eintritt zum Picknick ist frei!

Die Geschichte hinter dem Festival

Das Festival hat eine bewegte Geschichte und war eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt: 1988 mit etwa 20 Leuten in Potsdam geboren, wurde das WGT vom DDR-Regime unterbunden. 1992 in Leipzig weitergeführt, wuchs das Festival von anfangs 2000 Leuten um das Zehnfache, bis der Veranstalter zur Jahrtausendwende den Bankrott verkündete. Einige Bands entschlossen sich daher, ohne Gage zu spielen. Seit 2001 findet das WGT nun unter neuer Federführung und in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig statt, wodurch es seitdem auch zum offiziellen Kulturprogramm der Stadt gehört.

Das komplette Programm findet Ihr hier.

Tickets für das WGT am Pfingstwochenende kosten 130 Euro pro Person und gelten für alle Veranstaltungen sowie den Leipziger ÖPNV.
Der Online-Verkauf ist bereits beendet, man bekommt aber noch vor Ort Tickets.

In der Bildergalerie bekommt Ihr einen Eindruck von dem Festival.

Wir feiern dieses Jahr das mittlerweile 28. Wave-Gotik-Treffen – was können wir erwarten?

Wir haben wieder ein sehr breites Programm auf die Beine gestellt mit über 240 Bands oder Künstlern die an etwa 40 Orten über ganz Leipzig verteilt auftreten. Genau das ist ja auch das Besondere an diesem Festival, dass es nicht nur einen Veranstaltungsort irgendwo auf der grünen Wiese gibt, sondern dass alles über die ganze Stadt verteilt ist.

Darüber hinaus gibt es wieder ein breites Kulturproramm mit Kunstausstellungen, Partys, Lesungen, Theater und auch klassische Musik ist wieder im Programm. Dieses Konzept hat sich im wesentlichen bewährt, weswegen wir da nichts gravierend ändern. Natürlich ändern sich ein paar Bands und es gibt mit der Heilandskirche im Westen der Stadt auch einen neuen Veranstaltungsort.

Welche musikalischen Highlights habt Ihr für die WGT-Gäste?

Wir haben wieder einige großen Namen dabei, die in der Szene bekannt sind: Unter anderem Goethes Erben, London After Midnight, eine amerikanische Goth Rock Band, Nitzer Ebb für die Elektrofans und auch im Bereich des Mittelalterrock sind wir gut aufgestellt unter anderem mit In Extremo oder auch Schandmaul - die spielen im Übrigen im Heidnischen Dorf, dort kommt man auch ohne die WGT Gesamtkarte mit einer normalen Tageskarten rein.

Neben den Szene-Klubs haben sich die letzten Jahre auch immer viele „normale“ Leipziger Kultureinrichtungen zum WGT geöffnet – gibt’s die Zusammenarbeit auch dieses Jahr?

Ja, die sehr gute Zusammenarbeit mit einigen Leipziger Institutionen gibt es wieder. Unter anderem haben wir wieder i der Oper einige Kartenkontingente für WGT Besucher reservieren können. Auch im Gewandhaus sind wir zu Gast. Aber wie haben auch eine eigene Kammermusikreihe, die direkt für unser Programm konzipiert wird. Mit Klassikstücken passend zum WGT … Bach ist zum Beispiel dabei mit einem Choral der im Bachwerkeverzeichnis mit der Nummer 666 registriert ist, von Skrjabin wird eine Klaviersonate mit dem Titel „Schwarze Messe“ aufgeführt, List mit dem „Mephisto-Walzer“ ... also man sieht, wir schauen, dass das musikalisch gut passt. Und Klassik ist ja von jeher für viele Szene-Anhänger und Besucher ein schöner Kontrast zu den lauten, krachigen Konzerten.

Viele Besucher der Stadt wollen vielleicht nur mal ein bisschen reinschnuppern in die WGT-Athmoshäre und dafür nicht gleich einen riesigen Geldbetrag für die Daer-Eintrittskarte zahlen; welche Tipps für Veranstaltungen ohne dieses Bändchen hast Du?

Ein großer Programmpunkt gleich zum Auftakt ist ja das Viktorianisches Picknick im Clara Zetkin Park, das ist frei zugänglich, da ist jeder eingeladen. Aber es wird drum gebeten, sich auch mit in Schale zu werfen um Teil des Ganzen zu werden. Darüber hinaus gibt es die Mittelaltermärkte auf dem Dach der MB zum Beispiel oder im heidnischen Dorf am Torhaus Dölitz. Dafür benötigt man Tageskarten. Viele Leipziger Klubs haben auch Veranstaltungen, in die man mit einer normalen Eintrittskarte reinkommt.

Das Viktorianische Picknick ist ja mittlerweile so etwas wie der offizielle Auftakt zum WGT. Wie erklärst Du Dir die Erfolgsgeschichte?

Das hat mal ganz klein angefangen, zwei belgische WGT-Gäste hatten vor ein paar Jahren die Idee und im ersten Jahr haben sich vielleicht so 100 Leute versammelt. Das Ganze ist dann ganz schnell gewachsen, weil immer mehr Nicht-WGT-Besucher dabei sein wollten. Mittlerweile hat das Picknick überwältigende Ausmaße angenommen - da versammeln sich tausende Menschen auf den Wiesen des Clara Zetkin Parks! Wir selber haben damit kaum etwas zu tun, die Leute wissen, dass es ist und wenn das Wetter passt sind sie auch da.

20.000 Besucher werden wieder erwartet – soll das WGT eigentlich noch wachsen?

20.000 Leute ist eine Zahl, die man gut handeln kann. Da sind die Konzerthallen gut gefüllt und auch kleine Klubs haben eine Chance. Die Leute verteilen sich gut in der Stadt, werden aber auch wahrgenommen. Unser Anliegen ist es nicht, das Ganze uferlos wachsen zu lassen. Die 20.000 sind tatsächlich der Kern der Schwarzen Szene; ein Viertel davon kommt aus dem Ausland. Wir haben auch in diesem Jahr wieder Gäste aus Japan, Mexiko, Südamerika ... man glaubt gar nicht, wo es die Schwarze Szene überall gibt. Und dass sich jedes Jahr tatsächlich Stammgäste auf den Weg um die halbe Weltkugel machen, das macht uns tatsächlich auch sehr stolz.

In diesem Jahr treffen WGT und Stadtfest mal wieder aufeinander – das ist in der Vergangenheit häufig kritisiert worden. Wie siehst Du das?

Das sieht jeder etwas anders, wir nehmen tatsächlich keinen Einfluss darauf. Ob die Stadt das so gewollt hat wissen wir nicht. Ich würde sagen, es ist nicht optimal, es wird sicher viel Gedränge geben. Aber wir nehmen es, wie es kommt; es werden sich sicher alle irgendwie arrangieren.

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