Die fünfjährige Inga verschwand am 2. Mai 2015 bei einem Besuch mit ihrer Familie im abgelegenen Stendaler Ortsteil Wilhelmshof - bis heute ist ihr Schicksal ungeklärt. Am Donnerstag befasst sich der Innenausschuss des Landtages mit den Ermittlungen in dem Fall. Die Familie von Inga sieht mögliche Versäumnisse der Ermittler. SPDund Linke haben das Thema auf die Tagesordnung gebracht. Der innenpolitische Sprecher der SPD, Rüdiger Erben, erwartet einen Bericht der zuständigen Ermittler aus Stendal und auch Aufklärung zu den erhobenen Vorwürfen.
Die Familie von Inga und deren Anwälte setzen sich schon länger für neue Ermittlungen in dem Fall ein und sehen offene Ermittlungsansätze. Der Berliner Anwalt Steffen Tzschoppe hatte der "Magdeburger Volksstimme" Anfang Februar gesagt, es sei 2015 nach Ingas Verschwinden zunächst sehr viel passiert. "Man hat sich viel Mühe gegeben, Inga zu finden. Mehr als tausend Beamte und Helfer haben nach ihr gesucht." Eine Ermittlungsgruppe habe aus seiner Sicht aber nicht sehr lange bestanden und sei im August 2016 aufgelöst worden.
"Als dann bestimmte Spuren auftauchten, so ergibt es sich aus den Akten, ist dem nicht oder nur halbherzig nachgegangen worden", sagte Tzschoppe der Zeitung. "Offensichtliche Verbindungen zu möglichen Verdächtigen wurden nach meiner Meinung anscheinend ignoriert, Berichte zurückgehalten und Hinweise nicht genügend beachtet", so der Anwalt.
Die Innen-Expertin der Linken-Landtagsfraktion, Henriette Quade, fordert, dass die Vorwürfe von den Behörden und auch im Landtag ernst genommen werden. Sie erwarte, dass alles getan werde, um die Vorwürfe auszuräumen, sagte Quade.
Polizei und Staatsanwaltschaft in Stendal sind nach eigenem Bekunden in dem Fall weiter aktiv. "Bis zum heutigen Tage gehen bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft Hinweise ein, die überprüft werden und denen gegebenenfalls weitere Ermittlungen folgen", erklärten die Ermittler auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Im Lauf des Jahres 2022 sind zum Fall Inga insgesamt 15 Hinweise eingegangen und bearbeitet worden." Jeder Hinweis sei einzeln bewertet worden, um im Anschluss die notwendigen Maßnahmen und Ermittlungen durchführen zu können. Nach dem Verschwinden von Inga hatte die Polizei mehr als 2000 Hinweise geprüft.
Inga wäre heute 13 Jahre alt. Am 2. Mai 2015 hatte sie mit ihrer Familie aus Schönebeck einen Ausflug in den Ortsteil Wilhelmshof gemacht. Man wollte Holz für ein Lagerfeuer suchen. Nachdem Inga nicht zurückgekehrt war, startete eine riesige Suchaktion auf dem gut 3500 Hektar großen Gelände, Hubschrauber wurden eingesetzt, ebenso wie besonders sensible Suchhunde. Inga aber blieb wie vom Erdboden verschluckt.