Noch mehr Papiermüll

Kritik an Kassenbon-Pflicht

Egal, ob Brötchen, Haarschnitt oder Stadionbratwurst. In Deutschland mussab dem 1. Januar für jeden verkauften Artikel oder jede Dienstleistung ein Kassenbon ausgestellt werden.

Ziel ist es, Steuerhinterziehung an der Ladenkasse zu erschweren.

Die Kritik an dem neuen Gesetz wird lauter

"Wir halten das für eine erhebliche Belastung gerade von kleinen Unternehmen", sagte uns Daniel Loeschke von der Industrie-und Handelskammer Halle-Dessau. Millionen von Kassenbons auf Thermopapier würden auch dem Umwelt-und Klimaschutz zuwider laufen.

Die Bons sind streng genommen Sondermüll, trotzdem müssen sie bald ausgedruckt werden, ob es der Kunde will oder nicht. Loeschke hofft darauf, dass sich nach dem Praxistest noch Änderungen am Gesetz ergeben. Aber erstmal wird das Gesetz gelten, die IHK rechnet mit Kontrollen von Zoll und Finanzbehörden.

Zwei Millionen Kilometer zusätzliche Bons im Jahr

«Im Einzelhandel in Deutschland rechnen wir mit mehr als zwei Millionen Kilometern zusätzlicher Länge an Kassenbons im Jahr», sagte der Steuerexperte des Handelsverband Deutschland (HDE), Ralph Brügelmann. Die Anzahl und Länge der auszugebenden Kassenzettel werde spürbar zunehmen. Besonders stark betroffen seien Unternehmen, die viele günstige Artikel verkaufen.

Laut Gesetz sollen Kassen durch eine technische Sicherheitseinrichtung (TSE) fälschungssicher werden. Ursprünglich sollten alle Kassen bis zum Jahresbeginn 2020 die neuen Vorschriften erfüllen, das Bundesfinanzministerium räumte nun Zeit bis Ende September ein. Der HDE kritisierte, die benötigte Technik sei noch nicht amMarkt verfügbar und die Umstellung kostspielig. «Erste grobe Kostenschätzungen liegen einschließlich Installation zwischen 300 und 500 Euro pro Kasse.» Die Bon-Pflicht ist von der Übergangsfrist nicht berührt.

Laut Brügelmann könne die Umstellung der Kassen Steuerbetrug zwar eindämmen, die Beleg-Pflicht trage aber nicht dazu bei. «Denn mit dem ersten Tastendruck beim Kassieren wird eine Transaktion eröffnet, die sich bei einer mit einer TSE ausgerüsteten Kasse nicht mehr ohne Spuren löschen lässt. Ob dann der Kunde einen Beleg bekommt oder nicht, ist unerheblich.»

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet mit mehr Ausgaben im laufenden Betrieb. Die Bon-Pflicht «bedeutet gerade für kleine Händler erhebliche Mehrkosten für Papier, Druck und Entsorgung der liegengebliebenen Bons», sagte Steuerexperte Rainer Kambeck.

Einzelhandel kritisiert Bon-Pflicht
Einzelhandel kritisiert Bon-Pflicht
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