Drei Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres sind immer noch 293 neu ausgeschriebene Lehrerstellen in Niedersachsen unbesetzt. Bisher hätten 1.467 von 1.760 Stellen besetzt werden können, teilte das Kultusministerium in Hannover auf dpa-Anfrage mit. Von den neu eingestellten Lehrkräften seien 6,2 Prozent Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. «Die Einstellungsverfahren laufen weiter», sagte ein Ministeriumssprecher. «Wir sind zuversichtlich.» Es könnten noch weitere Neueinstellungen hinzukommen. Gesucht werden vor allem Pädagogen für Mathematik, die Naturwissenschaften, Kunst und Musik sowie vereinzelt Sport, auch Informatik sei ein Mangelfach.
Die niedersächsische Wirtschaft sieht den Unterrichtsausfall mit Sorge. Unternehmen befürchten schlechter qualifizierte Absolventen. Damit könnte sich der ohnehin schon bestehende Fachkräftemangel in Zukunft noch verstärken. Schülerinnen und Schüler fehlten vielfach nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch soziale Kompetenzen, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes NiedersachsenMetall. Zudem fehle seit der Corona-Pandemie vielen Schulabgängern die notwendige Orientierung auf dem Arbeitsmarkt. «Wir brauchen jetzt den Kurswechsel in der Bildungspolitik», hieß es in einer Mitteilung des Arbeitgeberverbandes vom Donnerstag.
Die Stiftung NiedersachsenMetall veröffentlichte am Donnerstag ein Papier mit zehn Eckpfeilern für das Bildungssystem der Zukunft. Unter anderem werden mehr Freiräume für die Schulen und ein Abbau von Bürokratie gefordert. So sollten die Schulen zum Beispiel mehr Spielraum erhalten, eigenverantwortlich Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger einzustellen, sagte Schmidt. Zudem müsse aber auch der Beruf attraktiver gestaltet werden. Als einen weiteren Kernaspekt nennt die Stiftung die Digitalisierung. Das Erlernen digitaler Kompetenzen müsse Pflichtbestandteil schulischer Bildung sein. Dabei gehe es um den geübten Umgang mit digitalen Medien, insbesondere auch um die kritische Würdigung und das Filtern von Informationen aus dem Internet. Dafür müssten Schulen mit der richtigen Technik ausgestattet werden.
Weiter betont die Stiftung, dass Sprachförderung wichtiger werde. Durch Fachkräftemangel und demografischen Wandel werde es künftig mehr Einwanderung geben. «Sprache ist nicht nur der Schlüssel zu einer gelungenen Integration, sondern stellt auch die Grundlage für eine erfolgreiche Schul- und Berufslaufbahn dar», heißt es dazu in dem Papier. Damit jeder Schüler den für ihn passenden Schulabschluss mache, müsse zudem die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen verbessert werden. Auch müssten Schülern Alternativen zum Studium aufgezeigt werden.