Mitten in der Coronakrise soll der Sozialdemokrat Patrick Puhlmann am Donnerstag im Stendaler Kreistag als neuer Landrat vereidigt werden. Zuvor muss der Kreistag die Wahl des neuen Landrats noch annehmen. «Hätte man sich so einen Anfang gewünscht? Ich weiß es nicht. Aber ich kann jetzt voll in die Arbeit einsteigen und auch das hat sein Gutes», sagte der 36-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. «Ich hoffe, dass wir die Coronakrise jetzt bewältigen und uns dann um die Zukunftsfähigkeit des Landkreises kümmern können.»
Auch das Kommunalparlament passt sich der Krise an:Nur die Abgeordneten und die unbedingt nötigen Mitarbeiter des Hauses haben am Donnerstag Zutritt. «Insofern wird es recht schmucklos», vermutet Puhlmann. Eine große Zeremonie sei jetzt allerdings auch nicht angebracht. «Dafür ist jetzt nicht die Zeit, jetzt geht es um effektives Arbeiten».
Der bisherige Landrat Carsten Wulfänger (CDU) habe ihn nach anfänglichen Schwierigkeiten in den vergangenen Tagen gut in das Krisenmanagement eingebunden. «Ich weiß jetzt, wer wo an welchen Aufgaben arbeitet und muss nicht erst fünf Ordner durchlesen, um loslegen zu können». Der Landkreis sei mit seinem bisherigen Krisenmanagement auf einem guten Weg. Auch die Mittwoch in Kraft getretenen Maßnahmen der Landesregierung begrüßte Puhlmann. «Da sind jetzt entschlossene Maßnahmen sehr viel sinnvoller, als wenn wir die Leute irgendwann alle im Krankenhaus liegen haben.»
Puhlmann hatte sich in einer Stichwahl im Dezember mit 69 Prozent der Stimmen gegen den langjährigen Amtsinhaber Wulfänger durchgesetzt. Auch Grüne und Linke hatten den SPD-Kandidaten unterstützt. Für die sieben Jahre seiner Amtszeit hofft der Pädagoge und Sozialmanager aber auch auf die Unterstützung der anderen Parteien. «Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass wir im Kreistag nicht in einen lähmenden Streit geraten, sondern dass wir gut zusammenarbeiten können», sagte Puhlmann. «Das wird sicherlich einigen Seiten, auch mir, den ein oder anderen schmerzlichen Kompromiss abverlangen.»
Auf der Agenda des neuen Landrats steht weit mehr als die Eindämmung des Coronavirus - und nicht alles davon könne jetzt auf Eis gelegt werden. «Das Krankenhaus Havelberg steht auf der Kippe. Das ist kein Thema, bei dem wir einfach zwei Monate abwarten können». Zahlreiche Mitarbeiter des Landkreises und des Krankenhauses arbeiteten eifrig an einer Lösung für den Standort. «Das Ziel muss sein, dass im Elb-Havel-Winkel eine ambulante Gesundheitsversorgung mit stationären Anteilen, sprich Überwachungsbetten et cetara, erhalten bleibt». Dass das klappt könne er nicht versprechen. «Aber es ist längst noch nicht alles verloren.»
Den Nahverkehr will Puhlmann den Bedürfnissen der Stendaler anpassen. «Da geht's darum, über den Tellerrand hinaus zu gucken, was es zum Beispiel anderswo schon gibt». Leere Linienbusse würden niemandem nutzen, stattdessen müsse man über innovativere Konzepte nachdenken, mit denen Fahrgäste sogar bis an die Haustür gebracht werden könnten. Gerade für ältere und jüngere Menschen, die nicht selber fahren könnten, sei das wichtig. «Das wird eine Marathonaufgabe, das ist nichts, was wir in zwei Jahren fertig bekommen.» Auch die Digitalisierung will Puhlmann in Stendal voranbringen - und dabei im eigenen Haus anfangen. «Wer Unternehmen dabei beraten will, muss sich erst mal selbst fit machen».