In Westerbeck bei Gifhorn gibt es jetzt eine neue Erlebnistour: Mit einer alten Schmalspurbahn, mit der früher Torf aus dem Moor transportiert worden ist, geht es tief hinein in eine einzigartige Landschaft. Noch heute fahren solche Bahnen mit Loren tief hinein in das Moor, um Torf herauszuholen, den die Natur über Jahrtausende geschaffen hat – allerdings ist ein großer Teil des Großen Moores längst Landschaftsschutz- und auch Naturschutzgebiet. Der NABU ist dabei, das Moor nach dem Abbau wieder zu renaturieren, denn Moore sind ein wichtiger Teil des Ökosystems und Lebensraum für viele Arten aus Flora und Fauna.
Zur Expo hat der Verein Natur- und Erlebnispfad Großes Moor e.V. begonnen, diese Landschaft für Interessiere zu erschließen, ohne der Umwelt Schaden zuzuführen. Fünf Jahre hat es gedauert, in denen die Vereinsmitglieder schwer geschuftet haben, um einen Bahnrundkurs mit Stationen und Aussichtspunkten zu schaffen. Spezialunternehmen waren nötig, um Plankenwege und Fundamente in dem moorigen Untergrund zu verankern, aber dabei auf Beton und Stahl zu verzichten. 220.000 Euro wurden dafür aus öffentlichen Mitteln verwendet.
Los geht die zweieinhalb Stunden lange Tour in Westerbeck, gelegen zwischen Gifhorn und dem Bernsteinsee. Auf einer Streuobstwiese steht das Vereinseim der Bahn- und Umweltfans, was sie gerne für Fahrgäste, Gruppen und Schulklassen öffnen. Ein Imker hat dort seine Beinenstöcke aufgebaut. Dahinter ist ein kleiner überdachter Bahnhof entstanden, in dem die Moorbahn mit bis zu 6 Wagons im Stiel der Loren für Fahrgäste bereitsteht. Im Schritttempo geht es dann auf den Rundkurs durch den Urwald. Einst wurden dort auch freilebende Schweine von Landwirten gehalten, was aber inzwischen viel zu aufwändig ist.
Umschwirrt von farbenprächtigen Libellen geht es zum neuangelegten Bahnhof im Moor – in dem Besucher noch sehen können, wie sich die Erdschichten über Jahrhunderte verändert haben – und wie sie sich durch den Torfabbau verändert haben. Über den Bohlen kann man quasi übers Wasser gehen. Infotafel informieren über die vielfältige Pflanzen und Tierwelt im Moor. Viele gibt es nur hier, zum Beispiel das Wollgras, die „Baumwolle der Heide“ oder die Moorfrösche, die in der Paarungszeit ganz Blau werden. Fachkundige Experten erklären gern, was es damit auf sich hat.
An der zweiten Station geht es in die Höhe. Auf einem sieben Meter hohen Aussichtturm blicken Moorbahnreisende dann kilometerweit über die seltsam anmutende Landschaft – einerseits abgetragene Torfflächen, andererseits Zucht- und Versuchsflächen der Naturschützer, die das Moor möglichst bald wieder in den Urzustand versetzen wollen. Und manchmal sieht man zu, wie sich „Fuchs- und Hase hier eine gute Nacht wünschen“. Denn die gehören zu den Bewohnern im Moor, wie Dammwild, Wildschweine, Kraniche, Kreuzottern und Ringelnattern.
Der Ausflug in die Natur endet dann wieder an der Streuobstwiese – oft mit einem zünftigen Grillen danach. Gewinne erzielt die Moorbahn nicht. Eine Fahrt kostet 7 Euro, Schulklassen fahren kostenlos. Wann die Bahn fährt, steht im Internet unter www.moorlehrpfad.de. Einzelne Touren sind aber auch auf Anfrage möglich. Schnupperfahrten gibt es am kommenden Wochenende. Am 3.6. lädt der Verein zum Tag der offenen Tür auf die Streuobstwiese am Hagen in Westerbeck von 10 bis 17 Uhr ein.