Über das Leben eines tollpatschigen Rüsslers führt ab Montag, 22. Feburar 2021 der Zoo Magdeburg Tagebuch. Das Ameisenbären-Jungtier kam am 8. Februar zur Welt. Weil es aber noch viel Ruhe braucht, ist es für Zoobesucher noch nicht zu sehen. Stattdessen gibt es aber onlinedie Möglichkeit sich über das Leben des Rüsslers zu informieren. Der ist eine Rarität - Nur 20 Große Ameisenbären wurde vergangenes Jahr weltweit in Zoos geboren. In Magdeburg liegt das schon zehn Jahre zurück.
Noch ist der jüngste Ameisenbär-Spross nicht aus dem Gröbsten heraus - bei den Jungtieren gibt es eine hohe natürliche Sterberate von knapp 50 Prozent! Nachzuchten in Menschenobhut sind bei dieser Nebengelenktierart eher rar – mit Ausnahme des Zoo Dortmund, der seit über 40 Jahren Erfahrungen in der Haltung und Zucht von Ameisenbären hat. „Kaspar“, der Vater des jüngsten Ameisenbären-Sprösslings, stammt aus dieser erfolgreichen Zucht und lebt seit dem Jahr 2001 im Zoo Magdeburg, zwei Jahre später bekam er seine Gefährtin „Estrella“ aus dem Zoo London.
Für das Magdeburger Zuchtpärchen „Estrella“ und „Kaspar“ ist es der fünfte Nachwuchs. Die Geburt des Jungtieres verlief unkompliziert. Mutter „Estrella“ kümmert sich von Anfang an fürsorglich um ihren jüngsten Spross. Unmittelbar nach der Geburt sucht das Jungtier seinen Platz auf dem Rücken der Mutter. Die ersten drei Monate krallt es sich fast ausschließlich auf den Rücken der Mutter fest. Der kleine „Rüssler“ ist nicht nur sehr energiesparend unterwegs, sondern auch perfekt getarnt: Muster und Farbe ergänzen sich im Aussehen gut zum mütterlichen Fellkleid. Rittlings auf dem Rücken trägt „Estrella“ ihren Nachwuchs umher oder wärmt und umwickelt ihren Nachwuchs zum Schlafen mit ihrem buschig behaarten Schwanz. Die enorm lange, schmale Gesichtspartie des Kopfes ist schon beim Jungtier ausgeprägt. Bis etwa zur elften Woche nimmt das Jungtier Muttermilch auf. Danach beginnen Mutter „Estrella“ und Vater „Kaspar“ mit vorverdautem Brei zu füttern. Ab dem sechsten Monat kann das Ameisenbären-Jungtier selbständig Nahrung aufnehmen.
Der Große Ameisenbär sucht mit seinem sehr guten Geruchssinn nach seiner Hauptnahrung: Ameisen und Termiten. Mit kräftigen Vorderpfoten und gewaltigen sichelförmigen Krallen kann er selbst härteste Termitenbaue aufreißen und Ameisennester aufgraben. Mit langer Zunge, die der Große Ameisenbär über einen halben Meter herausstrecken kann, nimmt er Insekten auf und schluckt sie runter. Der Große Ameisenbär ist zahnlos. Erst im Magen wird die Nahrung zu einem verdaulichen Brei zerrieben. Bis zu 35.000 Ameisen oder Termiten vertilgt ein Ameisenbär täglich!
In Zoos wird ein gleichwertiger, gehaltvoller Ersatzfutterbrei gemixt, die der Ameisenbär mit der Zunge aufschlecken kann. Seine lange wurmartige Zunge ist dabei extrem schnell und geschickt. Der Große Ameisenbär hat eine aufsehenerregende Gestalt – skurril zum Schmunzeln und überraschend zugleich. Im Verhältnis zur Körpergröße besitzt er die längste Zunge im Tierreich, eine Schnauze länger als beim Rüsselschwein, dazu ein wuchtiger reich behaarter Leib auf starken Beinen und ein Schwanzwedel, der den ganzen Körper abdecken kann. Die Vorderfüße setzt er mit dem Handrücken auf dem Boden auf, die langen Krallen sind dabei nach innen gebogen. Feinden gegenüber setzt er seinen Krallen ein, die lebensgefährliche Wunden reißen können.
Auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) wird derGroße Ameisenbärals „gefährdet“ (VU) gelistet. Der Zoo Magdeburg beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Großen Ameisenbären.