Eine schallende Ohrfeige gab US-Schauspieler Will Smith (53) dem Komiker und Moderator Chris Rock bei der Oscar-Verleihung am Sonntagabend (27.03.). Rock hatte einen Witz über Smiths Ehefrau Jada Pinkett gemacht. Ersagte, er freue sich auf "G.I. Jane 2". Das sollte eine Anspielungauf ihre abgeschoren Haare sein. "G.I. Jane" war ein Film mit Demi Moore, in dem sie eine Navy-Soldatin spielte - mit abgeschorenen Haaren. Smiths Frau hat die Haare allerdings auf Grund einer Erkrankung verloren. Sie fand den Witz überhaupt nicht lustig und schaute bedient. Will Smith war aber so wütend, dass er vor laufender Kamera und einem Millionen-Publikum zum Komiker ging und ihm eine runterhaute.Kurz nach dem Vorfall gewann Smith den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in «King Richard». In seiner Dankesrede stellte er sich als Beschützer dar, weinte und schien den Ausfall verteidigen zu wollen.Die Polizei habe in der Oscar-Nacht deutlich vermittelt, dass sie Smith wegen «Körperverletzung» hätte festnehmen können, sagte später der Show-Produzent Will Packer. Die Polizei habe dem Komiker Chris Rock dargelegt, dass er Anzeige gegen Smith erstatten könnte. Rock habe dies aber abgelehnt.
So sehr die Welt die Wut von Will Smith verstand, so erschrocken waren alle über diesen absolut unerhörten Vorfall - so etwas hat es nicht nur bei den Oscars noch nie gegeben. So etwas verstieß in den Augen der meisten Menschen weltweit absolut gegen jede Form des Anstands und wirkt bedrohlich und befremdlich. Und auch, wenn Smith sich zunächst nicht entschuldigen wollte - nun tut er es und zieht Konsequenzen. Scheinbar, bevor andere es tun können.Die Oscar-Akademie hatte bereitsam Mittwoch nach einer Dringlichkeitssitzung mitgeteilt, dass ein Disziplinarverfahren gegen den«King Richard»-Schauspieler eingeleitet werde. Eine mögliche Folge wäre der Ausschluss des Schauspielers auf dem Verband gewesen.
Nun hat Will Smithseinen Rücktritt aus der Filmakademie gleich selbst verkündet. Sein Verhalten bei der Preisverleihung sei«schockierend, schmerzhaft und unentschuldbar» gewesen, schrieb der Oscar-Preisträger am Freitagnachmittag (Ortszeit) in einer Mitteilung.Er habe damit viele Menschen verletzt, darunter Chris Rock, dessen Familie, eigene Freunde und die Gäste bei der Oscar-Show, schreibt Smith. Er habe das Vertrauen der Filmakademie missbraucht. Er gebe seine Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences auf und werde mögliche weitere Schritte des Verbands akzeptieren, hieß es in der Mitteilung.
Bereits am Montag hatte er sich via Instagram gemeldet. Der Vorfall sei ihm peinlich. Jetzt am Freitag entschuldigte er sich in der Mitteilung auchbei seinen mitnominierten Kollegen und den Oscar-Gewinnern. Durch sein Verhalten habe er ihnen die Möglichkeit genommen, ihren Verdienst zu feiern. Er hoffe nun, dass nach seinem Rücktritt der Fokus und die Aufmerksamkeit wieder auf den Erfolgen der anderen liege. Er wolle an sich arbeiten und damit sicherstellen, dass er sich nie mehr von Gewalt lenken lasse, schrieb Smith.
In seinem jüngsten Statement sprach Smith nicht davon, ob er den Oscar auch zurückgeben würde. Schauspielerin Whoopi Goldberg hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass er ihn behalten dürfe. «Wir werden ihm den Oscar nicht wegnehmen», sagte Goldberg, die auch im Beirat der Oscar-Akademie sitzt, in der TV-Show «The View»
Ein Ausschluss aus der Akademie ist in der Geschichte des Preises bisher nur selten vorgekommen. 2004 war der Schauspieler Carmine Caridi nach 22-jähriger Mitgliedschaft rausgeflogen. Er hatte Filmbänder weitergegeben, die ihm für die Oscar-Bewertung zugeschickt worden waren. Diese waren dann im Internet als Raubkopien aufgetaucht. 2017 wurde Harvey Weinstein nach Vorwürfen von sexuellen Belästigungen aus dem renommierten Verband ausgeschlossen. Der Ex-Produzent sitzt nun eine langjährige Haftstrafe ab. 2018 traf es den Komiker Bill Cosby nach einem Schuldspruch wegen sexueller Übergriffe und Regisseur Roman Polanski für ein Sexualdelikt in den 70er-Jahren.
Der Akademie gehören mehr als 10.000 Filmschaffende an, darunter Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Kostüm- und Set-Designer. Die meisten davon stimmen jedes Jahr über die Oscar-Gewinner ab.