Nach nur zwei Jahren ist Schluss

Warum hört Leipzigs Polizeichef auf?

Der Leipziger Polizeipräsident Torsten Schultze gibt seinen Posten nach nur zwei Jahren auf. Das sächsische Innenministerium teilte am Dienstag überraschend mit, dass der 56-Jährige «aus persönlichen Gründen um die Entbindung von dieser Aufgabe gebeten» habe. Schultze wechsele als Referatsleiter ins Ministerium nach Dresden. Die Führung der PolizeidirektionLeipzigübernimmt zum 1. Februar der bisherige ZwickauerPolizeichefRené Demmler (49).

«Ich respektiere die persönliche Entscheidung von Torsten Schultze, der um eine andere Verwendung bat, und danke ihm für sein Engagement in den vergangenen beiden Jahren», erklärte Innenminister Roland Wöller (CDU). Mit Demmler übernehme «ein erfahrener Einsatzstratege die Polizeidirektion in der Messemetropole».Leipzigist mit rund 3000 Mitarbeitern die größte der fünf Polizeidirektionen in Sachsen. Sie ist für die StadtLeipzigsowie die Kreise Nordsachsen undLeipzigzuständig.

Amtszeit mit Schlagzeilen

In Schultzes Amtszeit hatte es eine Reihe von Ereignissen gegeben, die weit über die Stadt hinaus Schlagzeilen machten. Dazu gehört der Jahreswechsel 2019/20, als es am Connewitzer Kreuz inLeipzigzu Ausschreitungen kam. Dabei wurden Polizisten angegriffen. Ein Beamter wurde am Ohr verletzt. Die Polizei teilte mit, dass der Mann notoperiert wurde, musste das aber später korrigieren. Danach wurden die Pressesprecher der Polizei ausgetauscht.

Auch die Aufdeckung des «Fahrradgates» fiel in die Ära Schultze, auch wenn es schon Jahre vorher begann: Aus der Asservatenkammer der PolizeiLeipzigheraus sollen hochwertige Fahrräder zu Schnäppchenpreisen verkauft worden sein - und zwar auch an zahlreiche Polizisten. Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden ermittelte gegen 119 Beschuldigte. Zudem wurde ein Sonderermittler eingesetzt: Klaus Fleischmann, vormals Landespolizeipräsident. Er kam zu dem Schluss, dass es kein kriminelles Netzwerk bei der Polizei gegeben habe.

Querdenker-Demo mit 20.000 Teilnehmern

Im November vorigen Jahres sorgte dann eine große «Querdenken»-Demonstration für bundesweites Aufsehen. Mindestens
20 000 Teilnehmer versammelten sich in der Innenstadt und verstießen reihenweise gegen Corona-Auflagen. Die Stadt löste die Demonstration auf. Die Menschen erzwangen aber - wie vorab angekündigt - einen Gang über den Leipziger Ring. Die Polizei ließ die Massen am Ende ziehen, obwohl dieser Marsch über den Ring nicht erlaubt war.

Mit René Demmler wechselt ein Mann an die Spitze der Leipziger Polizei, der sich bisher in Dresden und seiner Heimatregion Zwickau bewegt war. Er leitete unter anderem im Innenministerium das Referat 32 (Organisation, Planung, Controlling und Strategie der Polizei). Das ist genau der Job, den Schultze jetzt übernimmt. Seit Juli 2020 war Demmler Chef der Polizeidirektion Zwickau. Seinen Posten übernimmt der 57-jährige Lutz Rodig, der zuletzt als Ministerialrat ebenfalls im Innenministerium tätig war.

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