"Müllgrube" Vehlitz wird neu gesichert

Kostenpunkt: 4 Millionen Euro

Der Skandal um illegalen Müll im Jerichower Land ist lange her, doch die Folgen wirken bis heute nach. Land und Kreis müssen Millionensummen aufbringen, um die illegal gefüllten Tongruben zu sichern. Jetzt soll ein weiteres Risiko gebannt werden.

Mehr als zehn Jahre nach dem Skandal um tonnenweise abgelagerten verbotenen Haushaltsmüll in zwei Tongruben im Jerichower Land sind die Behörden noch immer mit der Beseitigung der Umweltschäden beschäftigt. Das zuständige Landesamt für Bergbau und Geologie (LAGB) gab bis Ende 2019 fast 25 Millionen Euro aus, um die Gefahr von giftigen Stoffen und Gasen zu bannen, wie das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mitteilte. Die Absicherung der Tongrube in Vehlitz, einem Ortsteil von Gommern, soll in drei Jahren abgeschlossen sein. Neben dem Landesamt muss jetzt auch der Landkreis Geld investieren, um verbliebenes verunreinigtes Gelände zu sanieren.

Konkret gehe es um eine Fläche in der Nähe der Tongrube Vehlitz, sagte Landrat Steffen Burchhardt der Deutschen Presse-Agentur. Das Gelände etwa von der Größe eines Fußballfeldes sei als Mülllagerplatz genutzt worden. Dafür wurde der Boden mit einem gut einen Meter dicken Beton-Müll-Gemisch befestigt. Und zwar mit dem gleichen verbotenen Haushaltsmüll, der auch unterirdisch in der Grube liegt.

Wenn der Beton verwittert, besteht das Risiko, dass giftige Stoffe austreten. «Dieses Risiko wollen wir schnellstmöglich beseitigen», sagte Buchhardt. Der Kreis kontrolliere regelmäßig die umliegenden Gewässer. Dabei seien erhöhte Konzentrationen einiger Schadstoffe nachweisbar. Gefährlich für Mensch und Umwelt seien sie bisher nicht.

Der befestigte Boden muss aufgebrochen und als Sondermüll entsorgt werden. Der Kreis rechnet damit, dass die Beseitigung mehr als vier Millionen Euro kostet. Das Land hat finanzielle Unterstützung zugesagt. So billigte das Kabinett einen Zuschuss von bis zu 1,5 Millionen Euro im laufenden sowie im kommenden Jahr. «Der Landkreis und die Landesregierung sehen dringenden Handlungsbedarf», sagte die Sprecherin des Umweltministeriums, Jenny Schwarz.

Für das Jerichower Land sei es ein wichtiges Signal, dass das Land die besondere Belastung des Kreises anerkenne, sagte Landrat Burchhardt. Die Suche nach einer Spezialfirma, die den Auftrag übernimmt, soll zeitnah starten.

Im Jahr 2008 war bekannt geworden, dass in den Gruben Möckern und Vehlitz jahrelang illegal haushaltsähnlicher Müll eingelagert wurde. Eigentlich sollten die Gruben, in denen früher Ton abgebaut wurde, mit Bauschutt aufgefüllt werden. Denn Haushaltsmüll verrottet, bildet Gase, und es können sich giftige Stoffe lösen. Durch den Vorfall entstand ein Umweltschaden in Millionenhöhe. Am Landgericht Stendal laufen zwei Mammutprozesse gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen.

Bereits verurteilt ist der damalige Landrat des Jerichower Landes, Lothar Finzelberg. Das Magdeburger Landgericht hatte es nach vielen Verhandlungstagen als erwiesen angesehen, dass der kommunale Spitzenpolitiker die illegalen Müllablagerungen deckte und im Gegenzug Geld und Gefälligkeiten annahm. Finzelberg bestritt das stets. Er wurde zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.

Das zuständige Landesamt ist seit Jahren damit beschäftigt, die beiden Tongruben zu versiegeln. So seien jeweils Wände eingezogen und die Decke so abgedichtet worden, dass kein Wasser eindringen könne, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Zudem wird entstehendes Gas aufgefangen. Landrat Buchhardt hofft, das Kapitel Tongrubensanierung bald abschließen zu können. «Es hilft dem Landkreis nicht, immer wieder damit in Verbindung gebracht zu werden», sagte er.

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