Die Braunkohle sorgt im Süden Sachsen-Anhalts für Tausende Arbeitsplätze - aber auch für klimaschädlichen CO2-Ausstoß. Deswegen will Deutschland perspektivisch raus aus der Kohle. Die Region bereitet sich mit Millionenunterstützung darauf vor. Damit die Tagebau-Region Zeitz nicht komplett abgehängt wird, wird sie viel Geld brauchen und das kommt sie am Montag, den 25. Juni 2018. Hohenmölsens Bürgermeister Andy Haugk und Landrat Götz Ulrich bekommen millionenschwere Fördermittelschecks von der Landesregierung. 25 Millionen Euro sind allein für bessere Verkehrswege gedacht.
Hintergrund:
(dpa/sa) Für die «Innovationsregion Mitteldeutschland» haben sich die Landkreise und kreisfreien Städte im Raum Leipzig und im Süden Sachsen-Anhalts zusammengeschlossen, um den Wandel der Wirtschaftsstruktur nach dem anstehenden Aus der Braunkohleverstromung vorzubereiten. Ulrichs Burgenlandkreis hat die Federführung übernommen. Seine Schätzung: Die Abfederung des Kohle-Aus könnte eine Milliarde Euro kosten. Am Montag stand die Übergabe von 7,2 Millionen Euro Förderung für die Initiative in Hohenmölsen an. Sie gilt laut Wirtschaftsministerium als Startschuss.
Zudem bekommt die Region 19,7 Millionen Euro aus einem gemeinsamen Topf von Bund und Ländern für eine bessere Verkehrsanbindung an die Autobahn A38. «Die Idee ist goldrichtig», sagte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Mit den Fördermitteln gehe es zunächst darum, 14 Unternehmen aus der Region besser an die Verkehrsadern anzubinden. Dafür sind insgesamt 25 Millionen Euro eingeplant. Auch künftig wolle das Land die kommunale Initiative tatkräftig unterstützen. «Eine gute Entwicklung kann nur von unten vorangetrieben werden», sagte er.
Eine bessere Verkehrsanbindung - und die Ansiedlung und Stärkung anderer Industriezweige - sind auch die Hauptanliegen der «Innovationsregion Mitteldeutschland». Bisher hängen 8000 Job in der Region direkt oder indirekt an der klimaschädlichen Braunkohle. Die Bundesregierung rief gerade eine Kommission ins Leben, die bis Jahresende ein Datum für den Kohleausstieg festlegen soll. Am Dienstag kommen die Experten erstmals zusammen. Auch sie sollen alternative Arbeitsplatzmöglichkeiten für die drei Reviere im Süden Sachsen-Anhalts, in der Lausitz und in Nordrhein-Westfalen ausloten.
Auf dem Zettel der kommunalen Initiative stehen zahlreiche Ideen, wie das gelingen kann. Die Region müsse besser an die boomende Großstadt Leipzig angebunden werden, vor allem mit der Bahn, forderte Ulrich. Auch fehlende Radwege an den Grenzen zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen würden derzeit aufgelistet, um ein durchgehendes Wegenetz in Angriff zu nehmen. Und ein Innovationslabor wird geprüft: Es soll das Fehlen einer Hochschule ausmerzen und ermöglichen, dass vor Ort an Technologien geforscht werde, die die Unternehmen brauchten. Es seien Voruntersuchungen geplant, welche Branchen besonders profitieren könnten. Auch Wirtschaftsminister Willingmann setzt große Hoffnung in die Wissenschaft beim anstehenden Strukturwandel.
Dreh- und Angelpunkt seien dabei mehrere Projekte des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen in Halle. Das Land setzt auf die Ansiedlung des Projekts «Carbontrans», mit dem aus Müll und Braunkohle ein neuer Stoff als Erdölersatz für die Chemische Industrie gewonnen werden soll. Andere Forschungsprojekte sollen Lösungen liefern, wie Braunkohle als heimischer Rohstoff nach dem Ende der Verstromung als Rohstoff genutzt werden könnte.