Melvin Kaminsky gehört zusammen mit Künstlern wie John Legend, Whoopi Goldberg und Audrey Hepburn einer erlauchten Gruppe an. Nur ein gutes Dutzend Menschen hat einen Oscar, Emmy, Tony und Grammy gewonnen - darunter auch das Multitalent mit dem Künstlernamen Mel Brooks. Der Comedy-Star, der sich auf seiner Twitterseite als "Autor, Regisseur, Schauspieler, Produzent und gescheiterter Milchbauer" ausgibt, wird an diesem Montag (28. Juni) 95 Jahre alt - und bringt mit seinem bissigen Witz immer noch zum Lachen.
Durch freche Komödien wie "Der wilde wilde Westen" (Blazing Saddles), "Frankenstein Junior" oder "Mel Brooks? Spaceballs" berühmt, konnte sich Brooks auch bei seinem ernst gemeinten Videoauftritt im vorigen Oktober den Witz nicht verkneifen. Kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen rief Brooks in einem politischen Video zur Wahl des Demokraten Joe Biden auf. Donald Trump würde "verdammt noch mal" nichts gegen das Coronavirus unternehmen. "So viele Menschen sind gestorben. Und wenn du tot bist, kannst du nicht viel machen", holte Brooks gegen den Republikaner aus.
In dem Video erschienen auch Brooks' Sohn Max und ein Enkelsohn, mit Gesichtsmaske und durch eine Glasscheibe von dem Regisseur und Komiker getrennt. Wegen der Pandemie könne er nicht mit ihnen zusammenkommen, lamentiert der Hollywood-Veteran. Der Spot wurde fast fünf Millionen Mal aufgerufen.
Brooks war immerhin schon 86 Jahre alt, als er 2013 dem Kurznachrichtendienst beitrat. Nicht nur dort witzelt er weiter, auch im Filmgeschäft mischt er immer noch mit. In dem Pixar-Trickfilm "Toy Story 4" (2019) verlieh er einem blauen Spielzeugelefanten namens Melephant Brooks seine Stimme. Auch in der Animations-Komödie "Blazing Samurai", die gerade produziert wird, ist Brooks als Stimmentalent dabei. Sein Kultklassiker "Blazing Saddles" ist Vorbild für den Trickfilm.
Die Western-Verulkung mit Gene Wilder als Revolverheld, mit dem deutschen Titel "Der wilde wilde Westen" (1974), zählt zu Hollywoods frechsten Komödien. 2016 tourte Brooks mit der Cowboy-Satire um einen schwarzen Sheriff im Wilden Westen durch US-Kinos. Er habe seine helle Freude daran, die Reaktionen des Publikums zu beobachten, erzählte er damals dem "Journal Sentinel" in Milwaukee. "Deswegen macht man Komödien, um Zuschauer zu erleben, die buchstäblich vor Lachen kreischen."
Nach einer Aufführung in Chicago packte Brooks aus, dass er 1974 den legendären John Wayne für die Western-Parodie gewinnen wollte. Doch der habe das Drehbuch gelesen und es abgelehnt, in dem "schmutzigsten Film", der ihm je untergekommen sei, mitzuspielen.
Der in Brooklyn geborene Melvin Kaminsky, Sohn jüdischer Einwanderer aus Danzig und Kiew, war da schon für seinen schrägen Humor bekannt. Sein absurd-klamaukiges Regiedebüt "The Producers" (1968, "Frühling für Hitler") um Nazis, Show-Girls und Broadway-Produzenten brachte ihm einen Oscar für das beste Drehbuch ein. 2001 kam "The Producers" als Broadway-Musical auf die Bühne. Dort wurde die mit zwölf Tony-Trophäen ausgezeichnete Hitler-Parodie zur Sensation.
Alleskönner Brooks gewann auch noch Emmys und Grammys dazu und schaffte es damit in die kleine Gruppe von Künstlern, die in allen vier Sparten - Film, Fernsehen, Theater und Musik - mit dem jeweils höchsten Preis der Branche ausgezeichnet wurden.
Brooks machte vor nichts halt. Mit "Frankenstein Junior" (1974) verulkte er Horrorfilme. "Spaceballs" (1987) war ein witziger Angriff auf das Science-Fiction-Genre. Mit dem Klamaukstreifen "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen" parodierte er 1993 Kevin Costners Heldenepos "Robin Hood - König der Diebe".
2010 wurde Brooks auf dem "Hollywood Walk of Fame" mit einem Stern verewigt. Zu der Zeremonie auf dem berühmten Bürgersteig brachte der vierfache Vater seinen Sohn Max, ebenfalls Drehbuchautor ("World War Z"), aus seiner langjährigen Ehe mit der Schauspielerin Anne Bancroft ("Die Reifeprüfung") mit. Mit der Oscar-Preisträgerin war Brooks von 1964 bis zu ihrem Krebstod im Jahr 2005 zusammen.