Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 122 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Insgesamt wurden über 114 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen durch ihre Ehemänner, Partner oder Ex-Partner. Das zeigt eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zum Thema Partnerschaftsgewalt, die Bundesfamilienministerin FranziskaGiffey(SPD)an diesem Montagin Berlin anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen vorlegte.
Zwar ist die Zahl der Tötungsfälle im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um 25 gesunken. Insgesamt wurden aber mehr Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Die Zahl stieg konkret von 113 965 auf 114 393. Daneben gab es auch rund 26 000 Männer, die von ihren Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen bedroht, genötigt oder angegriffen wurden. Der Trend der vergangenen Jahre, mit einem Anstieg der Fallzahlen in diesem Kriminalitätsfeld, setzt sich damit fort.
Mitgezählt werden dabei alle zur Anzeige gebrachten Fälle von versuchter und vollendeter Gewalt zwischen Partnern und Ex-Partnern:Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. Weil nur die angezeigten Taten gezählt werden können, wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Von Gewalt betroffene Frauen sollen nachVorstellungen von Bundesfamilienministerin FranziskaGiffeyin Zukunft einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus erhalten. «Das wird Zukunftsthema sein», sagte die SPD-Politikerin am Montag im ARD-«Morgenmagazin». Im Moment gebe es aber nicht genügend Plätze. «Da müssen alle ran, damit wir einen Rechtsanspruch tatsächlich auch perspektivisch schaffen können.»
Unter der Überschrift «Stärker als Gewalt» haben sich dafür Organisationen zusammengeschlossen, die Betroffenen helfen. Allein der Bund plant dafür in den kommenden vier Jahren jährlich 30 Millionen Euro ein. «Es wird konkret in den Platzausbau gehen, das heißt Erweiterung von Frauenhäusern,Schaffung neuer Plätze», sagteGiffey. Bundesweit gibt es etwa 350 Frauenhäuser, also Zufluchtsorte für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen.
Die Familienministerin hatte bereits im März einen Rechtsanspruch für einen Platz im Frauenhaus gefordert, auch die Grünen setzen sich dafür ein.