Simone Borris (parteilos) steht mit der Amtskette des Oberbürgermeisters von Magdeburg im Stadtrat.

Magdeburg: Verteilung der Spendengelder entschieden

Weniger als einen Monat nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sind bei der Stadt, beim DRK und auch bei freien Plattformen (z. B. GoFundMe) mehr als 2,5 Millionen Euro an Spenden für die Opfer eingegangen. Dabei sind auf das von der Stadtverwaltung eingerichtete Sonderkonto bisher insgesamt 1.204.666,17 Euro eingezahlt worden.

Nun hat der Stadtrat in einer Sondersitzung in Magdeburg einstimmig entschieden, wie das Geld verteilt werden sollte. Die Spenden müssten unbürokratisch und schnell bei den Betroffenen ankommen, betonte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos). 

Bedingungslose Soforthilfe

Die Richtlinie sieht unter anderem vor, dass es eine zentrale Anlaufstelle gibt und auf Antrag pauschalierte Einmalzahlungen gewährt werden. 

Demnach sollen unter anderem 20 Prozent des Spendenaufkommens an die Angehörigen von Todesopfern gehen. Den akut vital bedrohten Opfern und den schwer verletzten Opfern sollen jeweils 25 Prozent des Spendenaufkommens zugutekommen, den leicht verletzten Opfern 15 Prozent, Personen mit posttraumatischen Belastungsstörungen 10 Prozent und Personen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind, 5 Prozent des Spendenaufkommens. 

Die Hürden zur Inanspruchnahme von Spendenleistungen sollen bewusst sehr niedrig gehalten werden. So wird z. B. nicht nach Versicherungsleistungen gefragt oder ein Verwendungsnachweis gefordert.

Wer gilt als Soforthilfeempfänger?

  • Angehörige von Todesopfern (Ehegatten, Lebenspartner, Kinder, Eltern)
  • An der Seele oder am Körper verletzte Opfer.
  • Zeugen mit psychischen Folgen (posttraumatische Belastungsstörung). d) Personen, die Nothilfe unter Einsatz von eigenem Hab und Gut geleistet haben. 
  • Personen, deren Sachen zu Schaden gekommen sind.

Stadt meldet sich bei Opfern

Die Stadtverwaltung wird die Betroffenen aktiv anschreiben und ihnen das Antragsformular senden. Zudem sind Beratungsleistungen geplant, in Ausnahmefällen auch im Rahmen von Hausbesuchen. Ein Team für alle Fragen zur Spendenvergabe ist unter der E-Mail-Adresse buerosonderstab@stadt.magdeburg.de erreichbar.

Voraussichtlich ab 20. Januar steht eine Beratungsstelle zur Verfügung. Einzelheiten und Öffnungszeiten werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Hohe Spendenbereitschaft

Neben den Spenden an die Stadt kamen auf dem gemeinsamen Spendenkonto von Deutschem Roten Kreuz, Caritas und Diakonie nach DRK-Angaben rund 1,3 Millionen Euro zusammen. Die Initiative zur Unterstützung der Betroffenen kam von der Landesregierung Sachsen-Anhalt. Die Spenden stammen aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch auf der Plattform GoFundMe wurden Spenden gesammelt. Hier sucht die Stadtverwaltung nun nach einer korrekten Möglichkeit, diese Spenden in den Ausgabeprozess zu integrieren.

Mahnmale aus Kuscheltieren

Unmittelbar nach dem Anschlag wurden Blumen, Botschaften, Kerzen und Stofftiere an den Gedenkorten niedergelegt. Die Blumensträuße wurden später auf den Westfriedhof gebracht. Die Kuscheltiere seien nicht weggeworfen worden, betonte Borris. Sie warteten trocken und sicher darauf, von der Stadtbevölkerung ihre Verwendung zu finden.

Die Oberbürgermeisterin rief dazu auf, Ideen zu sammeln, wie diese als Mahnmale in der ganzen Stadt ausgestellt werden könnten. «Gerne sind wir für Ideen offen. Sie sind nicht weg und wir sollten darüber sprechen, wie man dieses Mahnmal, dieses echte Mahnmal, erhalten kann.»

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