Menschen mit Depressionen sind stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen, als die Allgemeinbevölkerung.
Das besagt das sogenannte «Deutschland-BarometerDepression» der Stiftung Depressionshilfe mit Sitz in Leipzig.
Betroffene hätten den Lockdown im Frühjahr als deutlich belastender erlebt, als die Gefahr des Virus` selbst. Eine fehlende Tagesstruktur, stundenlanges grübeln, kein Kontakt zu anderen – drei Viertel aller Menschen mit Depressionen empfanden den Lockdown im Frühjahr mehr als bedrückend. In der Folge habe sich der Krankheitsverlauf bei Vielen verschlechtert, mahnte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Depressionshilfe Ulrich Hegerl. Im gleichen Atemzug seien massenhaft wichtige Therapien oder Klinikaufenthalte ausgefallen.
Jeder zweite Betroffene (48 %) berichtet von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten. Jeder zehnte an Depression erkrankte Befragte erlebte sogar, dass ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden konnte. 13 % der Betroffenen gaben an, von sich aus Behandlungstermine aus Angst vor Ansteckung abgesagt zu haben.
„Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche und dringend behandlungsbedürftige Erkrankung“, stellte Hegerl klar. Und: „Nur bei Beachtung der negativen Folgen massiver Corona-Beschränliungen kann die richtige Balance gefunden werden – eine Balance zwischen Leid und Tod, die durch die Corona-Maßnahmen einerseits möglicherweise verhindert und andererseits konkret verursacht werden.“
Für ihr Deutschland-Barometer hat die Stiftung Depressionshilfe im Sommer rund 5000 Betroffene gefragt. Ihren Angaben zufolge sind deutschlandweit aktuell 5 Millionen Menschen depressiv erkrankt.