Auf dem Weg zu einem umweltschonenderen Betrieb testen die Oper Leipzig und die Dresdner Philharmonie ein Hilfsmittel zur Erfassung des Ausstoßes von Kohlenstoffdioxid. Mit der Einführung des sogenannten CO2-Rechners soll innerhalb der Branche mehr Bewusstsein für Umweltschutz und Klimaneutralität geschaffen werden, sagte der Intendant der Oper in Leipzig, Tobias Wolff, am Mittwoch in Leipzig. Mit Hilfe der durch den Rechner erzeugten Daten sollen die Betriebe Emissionen zukünftig reduzieren können. Nach der Testphase, in der der Rechner an die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Betriebe angepasst werden soll, soll der Rechner für alle kulturellen Einrichtungen dauerhaft kostenfrei zugänglich sein, hieß es.
Für die Leipziger Oper sei das Thema Klimabilanzierung neu, die Haltung hinter dem Thema jedoch nicht, sagte Wolff im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben schon immer sehr nachhaltig gearbeitet – auch, weil man zu DDR-Zeiten einfach nicht so viel Material hatte.» Bis heute werde Material sparsam eingesetzt, sagte er. Auch verfüge sein Haus über ein gutes Lagersystem und einen großen Fundus, aus dem Regisseurinnen und Regisseure schöpften.
Problematisch am Thema Nachhaltigkeit sei, dass es dabei vor allem um eher unattraktive Dinge, wie Lagerflächengestaltung oder Transporte ginge, so Wolff, der seit August 2022 im Amt ist. «Wir müssen wegkommen von dem Gedanken, dass Nachhaltigkeit gleich Lifestyle ist.» Ein Umdenken sei beispielsweise beim Einsatz von Standardteilen notwendig:«Bisher war es noch finanziell günstiger, zum Beispiel eine Treppe für eine Produktion aus Stahl zu bauen und anschließend zu verschrotten. Für das Altmetall bekommt man zwar noch ein bisschen Geld, aber nachhaltig ist das nicht.» Um langfristig weniger Material zu benötigen, bedürfe es hoher Investitionen, unter anderem, um ein wiederverwendbaren Baukasten für Bühnenbilder zu schaffen.
Neben der Beteiligung an dem Pilot-Projekt arbeitet das Team der Oper auch an einer ersten möglichst klimaschonenden Produktion. In Kooperation mit der Bundeskulturstiftung denke das Regieteam die Aufführung des Stücks Mary, Queen of Scots aus neuer Sicht - ließe sich beispielsweise von bestehendem Material inspirieren, so Wolff.
Mit der Erarbeitung und Aufführung des Stücks solle unter anderem auch der Frage nachgegangen werden, ob eine klimaschonende Produktion auch ein sinnliches, schönes und opulent wirkendes Erlebnis sein kann: «Das Beste wäre am Ende, wenn das Publikum die Klimaneutralität gar nicht merkt und - wie immer - einen großen Opernabend erlebt», sagte Wolff. Gleichzeitig wolle sein Haus mit dem Projekt Akzente setzen.