Sachsen-Anhalts Landwirte fordern mehr Unterstützung von der Politik bei der Bewältigung des Klimawandels. Um mögliche Ernteausfälle durch extremes Wetter wie Dürren oder Starkregen abzusichern, sei eine Versicherung sinnvoll, sagte Bauernverbandspräsident Olaf Feuerborn am Mittwoch in Magdeburg. Die Betriebe könnten eine solche Versicherung aber nicht allein finanzieren. Der Staat müsse sich an einer Lösung beteiligen, sagte Feuerborn. Er verwies auf die amerikanische Landwirtschaft, in der Versicherungen die Regel seien. «90 Prozent der Flächen dort sind versichert», sagte der Verbandspräsident.
Agrarministerin Claudia Dalbert hatte solche Versicherungen gegen Dürre oder Starkregen jüngst als eine Möglichkeit zur Risikovorsorge genannt. Denkbar sind der Grünen-Politikerin zufolge auch ein solidarisch finanzierter Fonds, in den alle Betriebe einzahlen und aus dem dann besonders betroffene Landwirte Geld bekommen können. Dritte Möglichkeit seien Steuererleichterungen, damit jeder Landwirt seinen eigenen Risikotopf aufbauen kann. Laut Dalbert prüfen Land und Bund derzeit, welche Option am erfolgversprechendsten ist. Dabei gehe es auch um die Frage, ob und wie viel Geld der Staat beisteuern kann. In welche Richtung es geht, soll Ende 2019 absehbar sein.
Im vergangenen Jahr hatten Hitze und Trockenheit Sachsen-Anhalts Landwirtschaft besonders hart getroffen. Feuerborn bezifferte den Schaden auf rund 500 Millionen Euro. Die von Bund und Land bereitgestellten Dürrehilfen seien eine große Hilfe. Die Folgen der Dürre für dieses Jahr seien aber noch gar nicht genau absehbar. «Wir können noch keine Entwarnung geben», sagte Feuerborn. Obwohl es in den vergangenen Wochen bereits ordentlich geregnet habe, habe sich noch kein Wasservorrat im Boden gebildet. Bislang sei das Regenwasser nur rund einen halben Meter tief in den Boden gezogen. «Darunter sind zwei Meter trockene Erde.» Viele Pflanzen holten sich gerade aus diesen tiefen Schichten Wasser.
In den nächsten Wochen ist Feuerborn zufolge deshalb noch viel Regen nötig. Erst Anfang April werde sich dann zeigen, wie sich die im Herbst ausgesäten Kulturen entwickelt hätten. Mit Sorge schauen die Bauern auch auf das Grünland, das im vergangenen Jahr vielerorts völlig vertrocknete. Die Flächen sind nötig, um Futter für die Tierhaltung zu produzieren. «Wir wissen noch nicht, wann der erste Schnitt möglich ist», sagte Feuerborn.
Auch die finanzielle Lage vieler Betriebe hänge von der weiteren Entwicklung ab. Nach Einschätzung des Verbands würden viele Betriebe ein weiteres Jahr wie 2018 nicht überstehen. «Wir hoffen sehr, dass wir so ein Jahr so schnell nicht wiedererleben», sagte Feuerborn. Nach Angaben des Bauernverbands gibt es in Sachsen-Anhalt rund 4200 landwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt mehr als 25 000 Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte der Fläche des Landes wird landwirtschaftlich genutzt.