Krokodil in der Unstrut?

Landkreis verhängt Badeverbot

Wegen eines möglicherweise in der Unstrut schwimmenden Krokodils ist im Burgenlandkreis ein Badeverbot erlassen worden. Das Verbot gelte zunächst bis zum 6. September, teilte der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich, in Naumburg mit. Demnach dürfe niemand zwischen der Landesgrenze zu Thüringen bei Wendelstein und der Einmündung in die Saale am Blütengrund bei Naumburg in den Fluss gehen.

Einsatzkräfte suchten seit Freitagmorgen nach einem lebenden Krokodil in dem kleinen Fluss im Süden von Sachsen-Anhalt. Auch mit Hilfe eines Hubschraubers. Zuvor gab es Hinweise von Anglern, die dasReptil am Donnerstag in der Nähe des Ortes Laucha an der Unstrut gesehen haben wollen. Die Polizei nahm die Meldungen ernst.

Auch am Samstag waren Polizei, Feuerwehr, DLRG,Ordnungsamt undVeterinäramt auf der Suche nach dem Krokodil - gefunden haben sie es nicht. AmSonntag wurdedeshalb die Sperrung des Bootsverkehrs aufgehoben, die am Freitag vorsorglich geschlossenen SchleusenTrösdorf und Wetzendorf sind wieder in Betrieb. Aber es gilt das Badeverbot!

Die Suche ist nun allerdingseingestellt. Es habe keine konkreten Hinweise mehr gegeben.

Aber Anlieger, Wassertouristen und Radfahrer, die entlang der Unstrut unterwegs sind, bittet der Landrat darum, jeden weiteren Anhaltspunkt für die Existenz eines Krokodils an die Polizei (Telefon 110) oder die Rettungsleitstelle des Burgenlandkreises (Telefon 112) zu melden.

Gerüchte schießen ins Kraut

In den vergangenen Tage habe es zahlreiche Gerüchte in der Region gegeben, sagte Ulrich. Unter anderem wurde gemutmaßt, dass aus dem Erlebnistierpark Memleben in Kaiserpfalz - in der Nähe der Unstrut - ein Reptil ausgebrochen sein könnte. Das habe sich nicht als wahr erwiesen, weil es keine Krokodile im Tierpark gebe, erklärte Ulrich. Auch Gerüchte, dass es sich um ein Krokodil, das vor Jahrzehnten nach Karsdorf - ebenfalls an der Unstrut und nur wenige Kilometer vom vermeintlichen Fundort des Reptils entfernt - kam, handeln könnte, konnten nicht bestätigt werden.

Ein ähnlicher Fall spielte sich vor rund 25 Jahren in Dormhagen südlich von Düsseldorf ab. Ein Kaiman riss sich damals bei einem Ausflug mit seinem Besitzer von einer Leine los und verschwand. Nach tagelanger Suche fand ein Sporttaucher das Tier in einem Baggersee. Bis zu seinem Tod im Jahr 2013 lebte der Kaiman in einer Alligator-Farm in Hessen. Vorsorglich bleibt laut einer Allgemeinverfügung des Burgenlandkreises das Baden zwischen der Landesgrenze zu Thüringen bei Wendelstein und der Einmündung in die Saale am Blütengrund bei Naumburg verboten.

Krokodil hätte relativ gute Überlebenschancen

as Krokodil, das angeblich in der Unstrut in Sachsen-Anhalt gesehen wurde, hätte aus Expertensicht momentan relativ gute Überlebenschancen - und könnte theoretisch mit der Strömung der Flüsse bis nach Hamburg gelangen. «Wenn es denn tatsächlich ein echtes Krokodil wäre», sagte der promovierte Forscher Oliver Wings von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg der Nachrichtenagentur am Montag, 31. August 2020. Krokodile seien wechselwarme Tiere, die sich Temperaturen von über 20 Grad ebenso wie dem einstelligen Bereich anpassen könnten.

Ein aus einem Terrarium stammendes Tier würde sich vermutlich in Freiheit ersteinmal irgendwo am Fluss verstecken und abwarten, bis die Sonne scheint, um für den Körper ausreichend Wärme zu tanken. Zudem sei es im Gegensatz zu frei lebenden Tieren an die Fütterung durch den Menschen gewöhnt. «Ein Krokodil kann durchaus schnell wandern, theoretisch könnte es mit der Strömung von der Unstrut aus in den nächsten Wochen bis nach Hamburg kommen», sagte er. Nahrung fände es zum Beispiel mit Fischen oder Enten. «Krokodile sind, obwohl sie eigentlich scheu dem Menschen gegenüber sind, gefährliche Tiere. Sie wirken langsam, können aber blitzschnell mehrere Meter aus dem Wasser rausspringen», sagte der Wissenschaftler.

Deshalb gelte es unbedingt die Anordnungen einzuhalten, und nicht im Fluss zu Baden und keine Haustiere wie Hunde ins Wasser zu lassen. «Denn es muss sich jeder Mensch dem kleinen Risiko bewusst sein, dass es wirklich wahr sein könnte, dass es ein echtes Krokodil ist», warnte der Wissenschaftler.

Einsatzkräfte auf der Suche nach dem Krokodil in der Unstrut
Einsatzkräfte auf der Suche nach dem Krokodil in der Unstrut
Seite teilen