Kirchenaustrittszahlen auf Rekordhoch

Katholische Kirche verzeichnet Rekordzahl an Austritten

"Tiefgreifende Krise der katholischen Kirche in Deutschland"

Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen aus der katholischenKircheausgetreten wie noch nie.

359 338 Katholiken kehrten ihr allein 2021 den Rücken, wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Montag in Bonn mitteilte. "Für uns ist das die bisher höchste Zahl", sagte DBK-Sprecher Matthias Kopp.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich "zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten". Sie sei Zeugnis einer "tiefgreifenden Krise, in der wir uns als katholischeKirchein Deutschland befinden", sagte er. "Es ist nichts schönzureden."

2020 hatten mit 221 390 Menschen noch deutlich weniger Katholiken dieKircheverlassen, 2019 - im Jahr vor Corona - lag die Zahl nach DBK-Angaben bei 272 771.

Die katholischeKirchezählte noch 21 645 875 Mitglieder - das macht 26 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Und von denen geht lediglich ein winziger Bruchteil am Sonntag in dieKirche:Nur noch 4,3 Prozent der Katholiken besuchten 2021 regelmäßig einen Gottesdienst. Im Jahr davor waren es noch 5,9 Prozent.

Auch die Zahl der katholischen Priester ging um mehr als 2000 deutlich zurück: von 12 565 im Jahr 2020 auf 10 313 im vergangenen Jahr. 2021 gab es noch 9790 Pfarreien in Deutschland - 68 weniger als im Jahr davor.

Erneuerung

"Zu diesen Zahlen müssen wir die Erkenntnis hinzulegen, dass mittlerweile nicht nur die Menschen austreten, die zu ihrer Pfarrei schon über einen längeren Zeitraum wenig oder sogar keinen Kontakt hatten, sondern es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren", sagte Bätzing. "Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholischeKirche. Wir müssen uns neu erklären, erläutern was wir tun und warum wir es machen."

Wie geht es weiter?

Eine kurzfristige Trendumkehr ist allerdings mehr als unwahrscheinlich. Die nun vorgelegten Zahlen aus 2021 spiegeln noch nicht einmal die Erschütterung wieder, die die katholischeKirchein Deutschland nach dem Münchner Missbrauchsgutachten im Januar dieses Jahres erlebte. Die Auswirkungen der Studie werden sich erst in der Kirchenstatistik niederschlagen, die im kommenden Jahr veröffentlicht wird.

Trend auch im katholischen Bayern

EinBlick in das traditionell katholische Bayern zeigt, dass für das laufende Jahr ein weiterer Negativrekord droht:"Wir hatten so viele Kirchenaustritte wie noch nie", sagte der Sprecher des Kreisverwaltungsreferates München, Johannes Mayer, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zwischen dem 1. Januar und dem 22. Juni dieses Jahres traten demnach allein in München 14 035 Menschen aus derKircheaus - über alle Konfessionen hinweg. Im gleichen Zeitraum 2021 waren es 10 472 und 2019 mit 7556 noch deutlich weniger.

Die EvangelischeKirchein Deutschland (EKD)hatte die Zahl ihrer Kirchenaustritte - anders als in den vergangenen Jahren - schon früher als die DBK im März vorgestellt und rund 280 000 Kirchenaustritte gemeldet.

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