Mutter mit Kindern

Junge Mütter im Alltag

Ratgeber oder Bauchgefühl: Worauf sollten junge Mütter achten?

Wenn auch einem Paar eine Familie wird, ist nichts mehr, wie es vorher war. Ein neues Familienmitglied kann den gewohnten Alltag ganz schön auf den Kopf stellen. Plötzlich ist da ein neuer Taktgeber und eine echte Lebensaufgabe für Mütter und Väter.

Auch wenn jedes Kind eine ganz eigene Persönlichkeit hat und die Familie auf seine Weise ergänzt, ist das erste Kind doch meist das einschneidendste Erlebnis für junge Eltern. Sie möchten alles richtig machen, und doch fehlt leider die Gebrauchsanweisung für den neuen Erdenbürger.

An Ratgebern, Tipps und Tricks fehlt es glücklicherweise nicht. Es gibt sie in Buchform, als Zeitschrift, als Newsletter passend zum Alter des Kindes und natürlich in Form von Erfahrungswerten, die uns unsere eigenen Mütter, Großmütter, Freundinnen und Userinnen in einschlägigen Foren mit auf den Weg geben können.

Es könnte doch alles ganz einfach sein – wenn die Meinungen und Ansätze nicht so stark voneinander abweichen würden. Kinderärzte sagen das Eine, Erziehungswissenschaftler das Andere. Und dann sind da natürlich auch noch die zahlreichen ganz neuen erziehungspsychologischen und entwicklungspsychologischen Ansätze, die alles noch einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Influencerin Nadine Scheiner
Influencerin Nadine Scheiner

Eltern auf der Suche nach Antworten und Richtlinien stehen häufig vor einem riesigen Fragezeichen, denn selbstverständlich manövrieren sich nicht nur die Mütter durch den Alltag mit Kind. Auch Väter nehmen erfreulicherweise immer mehr Raum im Familienleben ein. Wenn in diesem Beitrag vorwiegend von Entscheidungshilfen und Entscheidungsgrundlagen für Mütter die Rede ist, sind damit selbstverständlich auch die vielen engagierten Väter gemeint, die den Familienalltag und die Entwicklung ihres Kindes aktiv begleiten und mitgestalten.

Aber wo finden wir denn nun die richtigen Antworten auf die vielen kleinen und großen Fragen des Alltags mit Kind? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Umzug ins Kinderzimmer? Wie viel Mittagsschlaf ist gesund? Wann sollten wir mit der Beikost beginnen? Welcher Lauflernschuh ist der richtige? Fast täglich stehen Eltern vor Entscheidungen, die sie für ihre Kinder treffen müssen, natürlich nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wenn der Ratgeber des angesehen Kinderpsychologen etwas völlige anderes vorschlägt als der eigene Kinderarzt oder die erfahrene Leiterin des PEKIP-Kurses? Wo finden wir die richtige Antwort für unser Kind? Vielleicht ja in uns selbst. Wäre es nicht großartig, wenn wir nicht erst Bücher lesen, uns durch Foren klicken oder komplexe psychologische Ansätze begreifen müssten, um den Familienalltag gesund und harmonisch zu gestalten? Das mütterliche (und väterliche) Bauchgefühl kann ein wertvoller Ratgeber sein. Und doch haben wir fast verlernt, uns darauf zu verlassen. Zu üppig ist das Angebot an Empfehlungen und Richtlinien aus dem Außen.

Mit der Vielfalt an unterschiedlichen Ansätzen und dem vereinfachten Zugang zu Wissen und Meinungen über das Internet ist leider auch der Druck gewachsen, bestimmten Normen zu entsprechen und den Anforderungen Anderer zu genügen. Wahrscheinlich hat fast jede Mutter es schon einmal erlebt, dass sie in einem Forum oder in den sozialen Medien eine Frage gestellt hat und statt Erfahrungswerten und Lösungsansätzen Vorwürfe und Kritik geerntet hat. Christina Mundlos widmet sich diesem immer stärker verbreiteten Phänomen in ihrem Buch „Mütterterror: Angst, Neid und Aggressionen unter Müttern“. Da wird die eigene Unsicherheit häufig durch Kritik an den Sichtweisen und Erziehungsstilen Anderer kompensiert. Ein konstruktiver Austausch von individuellen Erfahrungswerten kann dadurch schnell zu einem Rückzug auf festgefahrene Muster und Konzepte werden, der nur wenig Raum für neue Perspektiven und individuelle Herangehensweisen lässt.

Und doch trauen sich immer mehr Eltern, allen Vorgaben und Ratschlägen zum Trotz auf ihre innere Stimme zu hören. Nach vielen Jahrzehnten der angepassten Familiennorm scheint sich endlich wieder eine Generation von Eltern und Bezugspersonen zu entwickeln, die sich den Luxus gönnt, auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes und der ganzen Familie zu hören und einen eigenen Weg zu finden, um sich sicher durch den Alltag zu manövrieren. Wenn Ratgeber und Erziehungsstile eher als Denkanstoß und Anregung zum kritischen Hinterfragen betrachtet werden und das eigene Bauchgefühl wieder maßgeblich an Familienentscheidungen beteiligt wird, können Familien sich auf einen gesunden und harmonischen Weg durch die Höhen und Tiefen des Alltags machen.

Es hat wohl noch nie eine Zeit gegeben, in der so viele unterschiedliche Ratschläge und Leitlinien auf Mütter einprasselten. Fast täglich, so scheint es, taucht irgendwo ein neues Ernährungskonzept oder ein neuer Erziehungsstil auf. Das kann sehr viel Unsicherheit schaffen, denn viele Konzepte widersprechen einander in grundlegenden Ansätzen. Glücklicherweise sind aber nicht nur die Erziehungsansätze vielfältiger geworden, sondern auch die Mütter deutlich kritischer. Vielleicht führt gerade die unglaubliche Vielfalt an Ratgebern dazu, dass keiner mehr unreflektiert übernommen wird. Junge Mütter gönnen sich verstärkt den Luxus, abzuwägen und nur die für sie und ihr eigenes Bauchgefühl relevanten Aspekte auszuwählen und im Alltag umzusetzen.

Kritischer sind junge Mütter übrigens auch mit den Vorbildern geworden, an denen sie sich für ihre eigene Mutterschaft orientieren. Die eigene Mutter, die beste Freundin, die vermeintlich perfekte Mutter aus der Krabbelgruppe oder die Prominente, die Familie und Karriere scheinbar mühelos unter einen Hut bekommt. Sie alle können Vorbildfunktion haben, allerdings darf es ihnen an einer ganz wichtigen Sache heute nicht mehr fehlen: Lebensnähe.

Wie wichtig es ist, vor allem ein realistisches und lebensnahes Vorbild zu sein, weiß auch Influencerin Nadine Scheiner, die mit ihrem Internetportal moms.de eine wahre Fundgrube an Tipps und Wissenswertem für junge Familien geschaffen hat. Jede Familie ist ein bisschen anders und an starren Vorgaben und Perfektion muss jeder Familienalltag früher oder später scheitern. Wenn ein vermeintliches Vorbild zu perfekt ist, sorgt es heute glücklicherweise vor allem für Unmut und Skepsis. Der Alltag mit Kind ist niemals perfekt, diese Überzeugung ist in den Köpfen der meisten modernen Mütter glücklicherweise angekommen.

Das bedeutet nicht, dass wir das Streben nach Perfektion und damit den zu einem nicht geringen Teil selbst gemachten Alltagsstress bereits erfolgreich ablegen konnte. Aber immer mehr Mütter trauen sich, sich in den sozialen Medien oder auf den entsprechenden Internetseiten inmitten des ganz alltäglichen Familienwahnsinns zu zeigen. Ein ganz wichtiger Schritt, findet Nadine Scheiner und präsentiert sich auch auf ihren Instragram-Account von ihrer lebensechten und unperfekten Seite. Die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist und Eltern auch nur Menschen sind, die jeden Tag Fehler machen dürfen, solange sie mit vollem Herzen und Engagement dabei sind und den besten Weg für sich und ihre Kinder suchen, soll Mut machen, wieder mehr auf das eigene Gefühl zu vertrauen und auf die elterliche Kompetenz, manches falsch aber eben auch sehr vieles richtig zu machen.

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