Jessen hebt Quarantäne auf

Weniger Neuinfektionen

Nach dem Ende der Quarantäne zweier Ortsteile von Jessen fließt der Verkehr wieder normal durch die Kleinstadt im Landkreis Wittenberg. Alle Straßensperren seien abgebaut, sagte eine Kreissprecherin am Dienstagvormittag. Das Leben in den Ortsteilen Jessen und Schweinitz sei jetzt wieder «im Rahmen der derzeitigen Umstände normal». Am Montagabend um 20.00 Uhr war eine zwölftägige Quarantäne der beiden Ortsteile zu Ende gegangen, nachdem mehrere Tage keine neuen Infektionen durch das Coronavirus mehr nachgewiesen worden waren.

Der Landkreis hatte die Stadtteile nach einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim abgeriegelt. Für die betroffenen rund 8000 Bewohner richtete er ein eigenes Abstrich-Zentrum ein, um die Verbreitung des neuartigen Virus besser nachvollziehen zu können. 800 bis 900 Tests wurden in dem Zentrum nach Angaben des Landkreises gemacht; nur Bewohner von Jessen und Schweinitz konnten sich dort testen lassen. Nun soll das Abstrich-Zentrum, eines von zweien im Landkreis, auch für Tests von Menschen aus der Region geöffnet werden, wie die Sprecherin ankündigte.

Die Bewohner dürfen sich wieder genau so in der Öffentlichkeit bewegen wie alle anderen Sachsen-Anhalter.

Die unerwartete Lockerung begründete Landrat Jürgen Dannenberg mit stagnierenden Fallzahlen. «Die mit der infektionsschutzrechtlichen Allgemeinverfügung angeordneten Maßnahmen für die Ortsteile Jessen und Schweinitz haben Wirkung gezeigt», schrieb Dannenberg am Montag in die Allgemeinverfügung zur Aufhebung der Maßnahmen. Jessens Bürgermeister Michael Jahn dankte auf der Stadt-Website ausdrücklich den Bewohnern für ihre Geduld.

Damit gingen zwölf Tage der Abriegelung beider Ortsteile zu Ende. Am vorvergangenen Mittwoch war zunächst ein Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in der Kleinstadt nahe Brandenburg bekannt geworden. Fünf Pfleger und elf Bewohner waren positiv auf das neuartige Virus getestet worden. Am gleichen Abend hatte sich ein noch größeres Ausmaß des Ausbruchs offenbart: Bei 41 Menschen in Schweinitz und Jessen wurde das Virus ebenfalls nachgewiesen.

Dannenberg zog daraufhin die Notbremse: Der Linken-Politiker stellte die beiden Ortsteile, in denen etwa 8000 der rund 14 000 Jessener wohnen, unter Quarantäne. Nur wer eine Ausnahmegenehmigung hatte oder in seine Wohnung zurückkehren wollte, durfte nun noch in die beiden Ortsteile oder heraus. Damit erließ Dannenberg eine der drastischsten Restriktionen, die es in Deutschland in der bisherigen Corona-Krise gab. Nicht einmal das besonders stark betroffene Heinsberg in Nordrhein-Westfalen hatte so strikte Einschränkungen verhängt.

Ordnungsamt und Polizei hatten die Einhaltung der Maßnahmen kontrolliert, Kräfte von Feuerwehr und THW die Kontrollpunkte an den Straßen bemannt. Unterstützt wurden sie dabei auch vom Roten Kreuz, das die Helfer noch eine Stunde vor Ablauf der Sperre ein letztes Mal mit warmem Essen versorgte: Kartoffelsuppe mit Würstchen.

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