Ein Jugendlicher hält ein Smartphone in den Händen

Jeder sechste Schüler Opfer von Cybermobbing

«Es nimmt kein Ende»

Nicht einmal im eigenen Kinderzimmer sind sie sicher:Betroffene vonCybermobbingkönnen den ständigen Beleidigungen und Beschimpfungen im Internet kaum entkommen. «Ich hab eigentlich das Mobbing in meiner Hosentasche die ganze Zeit dabei», erklärt Hendrikje Schmidt vom Krisenchat, einer psychosozialen Beratung für Kinder und Jugendliche am Mittwoch in Berlin, inHinblick aufs Handy. Das führe dazu, dass sich viele Jugendliche hilflos und ohnmächtig fühlten. «Es nimmt kein Ende, und ich kann es auch nicht mehr rückgängig machen und nicht mehr stoppen.»

Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Befragung des Bündnisses gegenCybermobbingin Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) ist bereits jeder sechste Schüler (16,7 Prozent)schon einmal vonCybermobbingbetroffen gewesen. Das entspreche mehr als 1,8 Millionen Schülerinnen und Schülern zwischen 7 und 20 Jahren. Der Anteil der Betroffenen sei seit der vergangenen Befragung 2020 zwar leicht um 0,6 Prozentpunkte gesunken, bleibe aber auf hohem Niveau.

Am häufigsten berichten die Opfer von Beschimpfungen und Beleidigungen (78 Prozent) sowie von Lügen und Gerüchten (59 Prozent). 40 Prozent der betroffenen Schülerinnen und Schüler sei bereits online erpresst oder bedroht worden.

Das anhaltende Mobben über das Internet belastet vor allem die Psyche der Schüler. Die Betroffenen fühlen sich laut Befragung verletzt (58 Prozent), wütend (40 Prozent) und verängstigt (34Prozent). Etwa ein Viertel hatte demnach bereits Suizidgedanken. Auch Schmidt kennt Nachrichten aus dem Krisenchat, in denen Kinder und Jugendliche von solchen Gedanken berichten. Ernst genommen werde aber jede Nachricht.

Die Befragung blickt aber nicht nur auf die Betroffenen, sondern nimmt auch die Täter und Täterinnen in den Blick. Sechs Prozent der befragten Schüler gaben an, selbst schon mal jemanden online gemobbt zu haben. Auffällig:Täter- und Opferrolle können hierbei ineinander übergehen. Fast jeder fünfte Täter hat selbst schon mal unterCybermobbinggelitten.

Deshalb sei Prävention eines der wichtigsten Elemente gegenCybermobbing, sagt Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegenCybermobbing. «Denn wenn wir keine Täter haben, das heißt, wenn wir die Täter erst gar nicht zum Täter werden lassen, dann müssen wir uns auch nicht über das Thema Opfer unterhalten.»

Die Betroffenen wünschen sich mehr Unterstützung - auch vom Staat. 62 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren der Meinung, der Staat müsse viel mehr gegenCybermobbingtun. Auch 65 Prozent der Lehrkräfte sind dieser Meinung.

Wenn Ihr Probleme mit Cybermobbing habt, dann gibt unter116 111Telefonische Beratung, montags bis samstags von 14 Uhr bis 20 Uhr. Anonym und kostenlos in ganz Deutschland.

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