Rickey Medlocke, Barbara Klabunde, Johnny Van Zant

Interview mit Lynyrd Skynyrd

Southern Rock-Feeling pur am Montag, 17. Juni, in der Messehalle in Erfurt - radio SAW präsentierte die US-amerikanische Rockband Lynyrd Skynyrd.

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Barabara Klabunde, stellvertretende Programmdirektorin von radio SAW, hat vor dem Konzert ein tolles Interview mit Rickey Medlocke undJohnny Van Zant geführt. Hört es Euch hier an!

Rickey Medlocke, Barbara Klabunde, Johnny Van Zant
Rickey Medlocke, Barbara Klabunde - stellvertretende Programmleiterin von radio SAW, Johnny Van Zant
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Und wie ist die „Farewell Tour“ für euch? (Farewell = Abschied)

Johnny Van Zant: Heute Abend sind wir hier in Deutschland. Wir reisen herum und jedem auf Wiedersehen zu sagen wird auch noch eine Weile dauern. Wir haben uns gesagt, wir gehen nochmal dahin, wo wir schon gespielt haben und auch an Orte, an denen wir noch nicht gespielt haben. Wir haben zum Beispiel auch noch nicht hier gespielt (A.d.R. damit ist die Messe Erfurt gemeint).

Rickey Medlocke: Dieses „Farewell“ ist nicht nur auf die USA bezogen, da musst du überall hin. Die Fans haben ja erst gedacht, wir gehen nur in den USA auf Tour und sind schon ausgeflippt, aber wir haben gesagt „Nein nein nein, wir kommen auch zu euch. Keine Sorge!“.

Johnny Van Zant: Wir wollen noch runter nach Brasilien, wir wollen auch nochmal hierher zurückkommen. Wir wollen auch noch nach Norwegen und noch viel mehr.

Es ist also nicht wirklich ein Abschied?

Johnny Van Zant: Nein nein nein. Wir versuchen nur in allen möglichen Orten nochmal zu spielen und auch in denen, in denen wir noch nicht waren.

Rickey Medlocke: Wir haben damit ja schon voriges Jahr angefangen und es zieht sich auch noch bis 2020.

Es gibt also keinen Grund zum traurig sein?

Johnny Van Zant: Ja doch, ein bisschen schon. Wir fragen uns ja immer: Was wird denn die letzte Show sein? Wo werden wir wirklich Schluss machen? Das wissen wir aber jetzt noch nicht.

Und was wird dann passieren – nach der wirklich letzten Show?

Johnny Van Zant: Wir werden uns höllisch betrinken!

Rickey Medlocke: Da bin ich mir noch nicht so sicher!

Johnny Van Zant: Dich werde ich richtig abfüllen! Wir müssen ja am nächsten Tag keine Show spielen, also was soll´s! Dann können wir uns das leisten.

Ihr seid Symbole für den Bluesrock. Eure Band hat in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben. Für viele Fans wird der Abschied sehr schwer. Was sagt ihr denen?

Johnny Van Zant: Wir haben immer gesagt, dass die Musik viel größer ist, als wir es sind. Unsere Musik wird es auch noch lange nach unserem Tod geben.
Ich denke nur daran, dass ich nun schon seit 33 Jahren mit der Band lebe und auch viele Fans sind schon seit Anfang an dabei. Wir wissen ja nicht, was passiert, aber da werden nun Leute geboren, die vielleicht mal unsere Musik lieben werden und uns nicht mehr live sehen können. Deswegen dreht sich gerade alles um Liveshows! Einfach weitermachen und nicht daran denken, was noch kommt.

Rickey Medlocke: Für mich ist sehr besonders, da ich ja das zweite Mal mit der Band unterwegs. Da erinnert man sich, wie es war als es das erste Mal endete. Dann komme ich wieder und es geht nach vielen vielen Jahren wieder zu Ende. Für mich wird die letzte Show also wirklich sehr emotional! Da kommen einfach so viele Erinnerungen hoch. Wir haben auch ein paar Freunde verloren in der langen Zeit und ich hoffe, dass wir es am Ende den Fans recht gemacht haben. Dass die Fans auf uns zurückschauen und es gut finden.

Johnny Van Zant: Vermutlich werden wir nach der allerletzten Show direkt irgendwelche Charity-Events planen, damit wir wieder zusammenkommen und auftreten können.

Rickey Medlocke: Vielleicht ja so ein Resident-Auftritt in Las Vegas oder so. Die Band, so wie sie ist, wird es immer weitergeben! Wir lösen uns ja nicht auf. Die Band besteht ja weiter!

Johnny Van Zant: Wir nehmen sogar noch was Neues auf. Vielleicht nehmen wir direkt Musik für die nächsten Jahre auf. Wer weiß das schon?

Es ist also nicht das Ende der Band?

Johnny Van Zant: Nein, wir können nur nicht so touren, wie es bisher immer war.

Rickey Medlocke: Bei uns sind das im Jahr 75 bis 80 Shows, eine nach der anderen und jetzt sind wir an dem Punkt, dass wir sagen: Das muss aufhören! Aber wir spielen ja weiter und nehmen auch neue Platten auf.

Johnny Van Zant: Wir haben ja zum Beispiel den Song „Last of the street survivors“ und ich bin echt gespannt, was die Fans dazu sagen. Es ist nämlich ein guter Song!

Habt ihr auch schon Pläne für andere Projekte?

Rickey Medlocke: Da bin ich mir sicher. Ich meine, ich werde weiter Musik machen und komponieren.
Ich mache Musik und ich will auch gar nichts anderes machen. Ich mag Fischen, aber wenn du so lange gefischt hast, hast du es auch mal irgendwann satt.

Johnny Van Zant: Ich denke, Gary und Dale werden irgendwas machen. Ich persönlich möchte gerne ein Gospel-Album machen, was Religiöses – das steht noch auf meiner Liste! Vielleicht machen wir auch noch ein paar Shows zusammen, wer weiß?!

Rickey Medlocke: Es wird auf jeden Fall spaßig!

Welche Musik inspiriert euch? Hört ihr euch auch neue Bands an?

Johnny Van Zant: Nein, nicht wirklich. Ich höre keine Musik, wenn ich zurück nach Hause komme. Wir leben ja mit der Musik! Ich mähe ja normalerweise keinen Rasen, bringe den Müll raus oder kümmere mich um acht Hunde oder einen Teenager. Ich höre dann eher Radio, bei dem viel gesprochen wird. Ich will wissen, was gerade in der Welt passiert.

Rickey Medlocke: Ich habe Apple Music und Spotify und wenn mir ein Song gefällt, spiel ich den da. Und wenn er dann im Radio läuft, ist mein Bedarf auch gedeckt. Es ist wirklich komisch: Wenn du so viele Jahre Classic Rock machst und ihn immer und immer wieder hörst, dann kommst du davon ein bisschen weg, verstehst du?

Johnny Van Zant: Ich glaube, dass ist das Coole an Skynyrd. Wenn wir unterwegs sind – von meinem Bruder bis heute – dann sagt sich niemand „Wir müssen uns mit Musik beschäftigen!“. Wir beschäftigen uns mit unserem Leben. Das heißt Schreiben, darum geht es eben bei Skynyrd.

Rickey Medlocke: Ich liebe es, so oft wie nur möglich auf dem Wasser zu sein. Mein Bruder und ich gehen sehr oft fischen. Das bringt dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wirklich gut!

Als du die Band zum zweiten Mal ins Leben gerufen hast, wann hast du dich wirklich angekommen gefühlt?

Johnny Van Zant: Ich spielte da mit Leuten, die ich echt respektierte wie Gary, Ed King, Leon oder Billy. Ich weiß gar nicht genau, was ich da fühlte. Aber dann kamen nach ein paar Jahren die Fans zurück, sie kannten unsere Geschichte und sie akzeptierten mich so, wie ich bin. Am Anfang war es ja eher ein „Er ist nicht Ronnie!“ und ich wollte ja niemals Ronnie sein. Ronnie war eben Ronnie! Ich wollte einfach mit der Musik weitermachen. Dann kamen die Fans zurück und ich fing an, mich wohl zu fühlen. Die Fans wussten, dass ich ein Vermächtnis weiterführe und mein Bestes gebe, was wir ja all die 33 Jahre gemacht haben.

Rickey Medlocke: Und er hat das echt gut gemacht!

Johnny Van Zant: Ich habe ihm 20 Dollar bezahlt, damit er das sagt!

Rickey Medlocke: Nein! Er lügt! Als ich zurück in die Band kam, war er ja schon acht Jahre dabei. Als ich zurückkam, 1995/1996, war ich sehr zuversichtlich, dass er das schon richtig macht. Ich hatte keine Zweifel an ihm. Ich war zurück bei Leuten, bei denen ich mich wohl fühle und da bin ich immer noch – 24 Jahre später.

Johnny Van Zant: Rickey ist eben Rock´n´Roll – jetzt kann ich endlich einen Ohrring tragen. Denn vorher hatte ich schon mal einen und Gary fragte „Was ist denn das für ein Scheiß?!“ und riss ihn raus. Ich schrie „Oh mein Gott!“, aber seitdem Rickey wieder in der Band ist, geht das.

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