Die Sanktionen gegen Russland werden die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt treffen - da sind sich die Industrie- und Handelskammern im Land einig. Wenn den «diplomatischen Köpfen» in Berlin und Brüssel weiter nicht mehr einfalle als Wirtschaftssanktionen, würden viele Unternehmer im Land das zwar nur schwer verstehen, aber das auferlegte Opfer weiter ertragen, sagte Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Niemand beneide die Politiker um diese schwierige Aufgabe.
Der Hauptgeschäftsführer der IHK in Magdeburg, Wolfgang März, will der Politik in der derzeit äußerst komplizierten und angespannten Situation, in diesem möglichen Kriegszustand in Osteuropa keine Ratschläge geben. Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt werde von den Sanktionen aber hart getroffen. Ähnlich äußerte er sich zuvor in der «Volksstimme».
Die bisherigen Handelsbeschränkungen hätten den Außenhandel einbrechen lassen, hieß es. Nach Angaben der IHK Halle-Dessau lag der Anteil Russlands an den Gesamtausfuhren Sachsen-Anhalts 2021 bei knapp 315 Millionen Euro, was nur rund 1,6 Prozent der Exporte insgesamt entspricht.
AmChemiestandort Leuna ist die Versorgung mit Erdgas als Rohstoff und für die Produktion nach Unternehmensangaben derzeit gesichert. Ein Sprecher der Betreibergesellschaft des Standortes, der Infraleuna GmbH, sagte am Mittwoch, 23. Februar, aktuell gebe es keine Auswirkungen des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine auf die Gaslieferungen.
Erdgas ist die Basis für die Energieerzeugung in den Kraftwerken von Leuna und ist auch je nach Firmenprofil für die Produktion wichtig. Am Chemiestandort Leuna (Saalekreis) sind rund 100 Unternehmen mit 14 000 Beschäftigten ansässig. Flächenmäßig gilt Leuna als einer der größten Standorte seiner Art in der Branche in Deutschland. Infraleuna vermarktet den Standort und bietet Serviceleistungen an.
Im benachbarten Spergau befindet sich die Leuna-Raffinerie des französischen Konzerns Total (Paris). In der Total Energies Raffinerie Mitteldeutschland GmbH (Spergau/Saalekreis) wird aus Rohöl Kraftstoff hergestellt, der an rund 1300 Tankstellen geliefert wird. Das Rohöl für die Raffinerie wird nach Unternehmensangaben zum Großteil per Pipeline aus Russland bezogen. Die Destillationsanlage verarbeitet nach Angaben des Unternehmes am Tag durchschnittlich 30 000 Tonnen Rohöl. Die Raffinerie verfügt zudem über ein großes Tanklager für Vorräte.