Die neue Social-Media-AppClubhousestürmt an die Spitze der Download-Bestenliste.
Am Montag verdrängte die Audio-Anwendung, die bislang nur für das iPhone verfügbar ist, den populären Messengerdienst Telegram in Deutschland von Platz zwei der Liste der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Anwendungen im App-Store von Apple. Auf Platz 1 liegt der Messenger Signal.
Clubhouseist eine Audio-App, bei der die Anwender Gesprächen wie bei einem Live-Podcast zuhören oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen können. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Twitter kann man Beiträge nicht schriftlich kommentieren oder "Likes" vergeben.
Zum Marketing-Konzept derClubhouse-Macher gehört eine künstliche Verknappung. So sind alle Nutzerinnen und Nutzer eines Android-Smartphones außen vor. Die App wird bislang nur für iOS angeboten. Doch auch die meisten iPhone-Besitzer, dieClubhouseinstalliert haben, müssen noch warten, um die App überhaupt nutzen zu können. Sie benötigen eine Einladung von einem aktivenClubhouse-Anwender.
Für die virale Verbreitung setztClubhouseauf eine umstrittene Methode, die bereits Grundlage des rasanten Wachstums von WhatsApp war. Nachdem man die App installiert und die Einladung aktiviert hat, verlangt die App Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Diese Praxis wurde bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden.
Die US-Audio-AppClubhouseist erst seit wenigen Tagen ein Hype in Deutschland, doch sie führt bereits zu heftigen Streitereien unter Usern aus der Medienbranche. Es geht bei dem Krach um den Umgang mit Accounts von Leuten, die dem rechten Spektrum zugerechnet werden. Auf Twitter entbrannte zu einerClubhouse-Gesprächsrunde von Mittwochabend, die sich um das Thema "Lügenpresse" und Journalismus drehte, eine Debatte darüber, wie viel Raum man inClubhouse-Talks Leuten aus dem rechten Spektrum geben dürfe. Hintergrund ist, dass bei dem Gespräch eine Influencerin beteiligt war, die zum rechten Spektrum gezählt wird. Journalisten beteiligten sich auch bei dem Audio-Talk.
BeiClubhouseselbst ging es im weiteren Verlauf des Abends noch lange um diesen Vorfall. Journalisten und weitere User diskutierten und stritten darüber, wie man mit der Influencerin hätte umgehen sollen. Das Ganze drehte sich zeitweise auch darum, ob man sie nicht erneut für den weiteren Talk zulassen müsste, wenn man wieder schon so lange über sie rede.
Auf Twitter wurden teilweise Screenshots von dem betreffendenClubhouse-Gespräch veröffentlicht, das die Profilbilder von Teilnehmern samt Influencerin zeigten. Eine Journalistin, die den Tweet gepostet hatte, schrieb dazu fragend, was im Journalismus los sei, wenn Kollegen mit der Influencerin redeten, als wäre nichts.
Dafür erntete sie wiederum Kritik. Darunter von dem Journalisten Richard Gutjahr, der selbst Teil desClubhouse-Talks war. Er schrieb auf Twitter: "Gegenfrage: Findest Du es okay, uns alle hier mit so einem Screenshot an den Pranger zu stellen? Die meisten Deiner Follower*innen müssen denken, wir hätten nicht kritisch mit ihr diskutiert. Gerade Du müsstest doch um der Wirkung eines solchen unfair verkürzten Tweets wissen."
Bei der Influencerin handelt es sich um Anabel Schunke. Sie reagierte am Donnerstag auf Twitter und kritisierte, dass "einfach ungeprüft das Narrativ der "rechten Influencerin"" übernommen werde. Sie schrieb zudem: "Bis heute hat sich niemand damit auseinandergesetzt, was jetzt genau an mir rechts, rassistisch oder angeblich transphob ist."