Ehepaar feiert Hochzeitstag am Fenster

Hochzeit in der Pandemie

Immer weniger Eheschließungen in Sachsen-Anhalt

Es ist die zweite Hochzeitssaison in der Pandemie und weiterhin zögern offensichtlich viele heiratswillige Paare mit dem Ja-Wort. Ein Gewöhnungseffekt ist nicht zu erkennen. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab, wurden in vielen Standesämtern in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr bisher weniger Trauungen vollzogen als im gleichen Vorjahreszeitraum.

In Halle sind nach Angaben der Stadt im ersten Quartal 2021 bisher 84 Ehen geschlossen worden.Das seien deutlich weniger als in den Vorjahren. Zwischen 2016 und 2020 hätten sich durchschnittlich 107 Paare im ersten Quartal das Ja-Wort gegeben, teilte die Stadt mit. Ein Nachholeffekt sei somit bislang nicht spürbar.

Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich durch die Pandemie in Halle im Vergleich zu 2019 ein deutlicher Rückgang der neu geschlossenen Ehen ab. Den 820 Eheschließungen (2019) vor Corona standen 2020 nach Angaben der Stadtverwaltung 720 gegenüber. Ähnliche Tendenzen gibt es in anderen Kommunen Sachsen-Anhalts. Insgesamt sank die Zahl der Eheschließungen in Sachsen-Anhalt nach Zahlen des Statistischen Landesamtes von rund 10200 im Jahr 2019 auf etwa 9200 im vergangenen Jahr.

In der Landeshauptstadt Magdeburg sank die Zahl der Eheschließungen von 808 im Jahr 2019 auf 756 im vergangenen Jahr. Im Standesamt Halberstadt ging die Zahl der Eheschließungen nach eigenen Angaben von 167 auf 129 zurück. 25 Ehen stehen bislang für 2021 zu Buche. Wobei jedoch anzumerken sei, dass die Hochsaison für die Durchführung von Eheschließungen erst in den kommenden Monaten anstehe, betonte ein Sprecher der Stadt.

Auch in Wittenberg heirateten weniger Paare. Bis Jahresende 2020 wurde 184 Mal das «Ja»-Wort gesprochen, wie Stadtsprecherin Karina Austermann sagte. Im Vorjahreszeitraum gab es 242 Trauungen. Für das Jahr 2021 seien es bislang nur 21 Eheschließungen gewesen. In dem beliebten Hochzeitsort Wernigerode sank die Zahl von 427 (2019) auf 359 (2020).

Die Gründe liegen auf der Hand. «Außer der Pandemie spielen keine anderen Faktoren eine Rolle», betonte eine Sprecherin der Stadt Wernigerode. Die Brautpaare möchten «den schönsten Tag ihres Lebens mit ihren Verwandten, Freunden und Bekannten feiern», so die Begründung aus Halberstadt. Dies sei aber nicht möglich. Auch die geringe Zahl an Gästen, die bei der Eheschließung zugelassen sind, schrecke viele Heiratswillige ab. In der Domstadt sind aktuell nur fünf Menschen im Standesamt zugelassen - Brautpaar und Standesbeamter schon inbegriffen. Immerhin müssen die Anwesenden im Trauzimmer keine Maske tragen.

In Halle hänge die maximale Teilnehmerzahl von den Räumlichkeiten des Trauungsortes ab, erklärte die Stadt. Prinzipiell dürften neben dem Brautpaar, dem Standesbeamten und Trauzeugen auch die Eltern, Kinder und Geschwister der Eheschließenden teilnehmen.

Die Pandemie lastet nicht nur auf den Heiratswilligen. Eine ganze Reihe von Leistungen hängt an den Hochzeiten. Hochzeitsagenturen, Fotografen, Brautmoden oder auch Floristen leiden unter der Verschiebung von Hochzeiten, kleineren Hochzeitsgesellschaften und schlichten Feiern.

«Es herrscht eine regelrechte Branchendepression», sagte eine Sprecherin des Bundes deutscher Hochzeitsplaner. Die existenzielle Angst paare sich mit der Perspektivlosigkeit, denn praktisch habe ihr Berufsstand Berufsverbot. Neue Anfragen gebe es aufgrund der unsicheren Lage fast keine. Die meisten Brautpaare verschöben bereits ihre Feiern ins nächste Jahr oder stornierten komplett.

Seite teilen