Die neue Dampflokwerkstatt der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) nimmt Gestalt an. Am Donnerstag wurdeRichtfestfür das größte Bauprojekt in der Geschichte der HSB gefeiert. Das Unternehmen investiert eigenen Angaben zufolge 14,5 Millionen Euro. Ziel ist, in der neuen gläsernen Werkstatt raschere und kostengünstigere Wartungen für die Dampfloks anbieten zu können. Der Bau soll im kommenden Frühjahr fertig sein. Ab 2022 sollen dort die ersten der zwischen 1897 und 1956 gebauten Lokomotiven in ihre jeweils über 4000 Einzelteile zerlegt und untersucht werden. Offizieller Baubeginn war im Oktober vergangenen Jahres gewesen.
Die Dampfloks müssen spätestens alle acht Jahre untersucht werden. Die alte Werkstatt biete zu wenig Platz, bei externen Anbietern zeichneten sich immer zeit- und kostenintensivere Untersuchungen ab. Die neue Halle wird 70 Meter lang und 35 Meter breit sein und über vier Gleise verfügen. Drei Kräne helfen bei der Bewältigung der schweren Bauteile. Es entstehen verschiedene Werkstattbereiche für den Maschinenbau und die Mechanik, eine Elektrowerkstatt und eine Reinigungs- und Lackierkabine für Fahrzeugteile. Die HSBhaben nach eigenen Angaben 25 Dampflokomotiven.
Der Neubau nahe des Wernigeröder Westerntor-Bahnhofes und der alten Fahrzeugwerkstatt aus dem Jahr 1926 ist als gläserne Werkstatt geplant. Es entsteht den Angaben zufolge ein separater Zugang zu einer Besuchergalerie im zweiten Obergeschoss mit zwei Aussichtsplattformen.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte: «Die moderne Werkstatt verbindet Industriegeschichte mit touristischer Erlebniskultur und wird so zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Fans historischer Bahntechnik und viele weitere Gäste.» Es sei ein weiteres Highlight im touristischen Kraftzentrum Harz.
Der Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Torsten Weil, wies neben der touristischen Bedeutung auf die Wichtigkeit der Harzer Schmalspurbahnen für die Bewohner der Harzregion hin. «Für die Menschen in den angrenzenden Landkreisen in Thüringen und Sachsen-Anhalt sind sie ein Stück Identität und daher auch eine attraktive Alternative zum Individualverkehr.» Vor allem das sogenannte «Nordhäuser Modell», durch das seit mehr als 15 Jahren eine direkte Verbindung mit dem Straßenbahnnetz Nordhausens bestehe, mache die Harzer Schmalspurbahnen auch für Pendler attraktiv und stärke die Mobilität in der Region.
Die Harzer Schmalspurbahnen sind auf einem rund 140 Kilometer langen Streckennetz unterwegs. Die am meisten genutzte Strecke ist die zum Brocken.